Freitag, 28. Dezember 2012

unrelated: Lebkuchen und Kindergarten

Bei uns herrscht immer noch ein ganz weihnachtlicher Frieden, selbst bei 12 Grad und Regen. Sina hat sich selbst übertroffen und mit den Kindern ein wunderschönes Lebkuchenhaus gebacken. Ich glaube nicht, dass ich es je übers Herz bringe, es zu essen.



Aber draussen dreht sich die Welt weiter, dem Maya Kalender zum Trotz. Und der deutsche Glaube, dass nur Muttern am Herd daheim ihre Kinder von einer zukünftigen Profession als Axtmörder abhalten kann, ist weiterhin  allgegenwärtig, wie man gerade im Tagesspiegel lesen konnte. Aber eigentlich muss man Frau Brinck dankbar sein, sonst hätte ich heute morgen nicht Dr Muttis exzellente Antwort darauf lesen können. Allein für diesen Satz könnte ich sie küssen:
 ... man würde schon gerne genauer lesen, wie das Tierexperiment aussah, in dem junge Strauchratten stundenweise nicht von ihren Müttern, sondern von ausgebildeten Erzieherstrauchratten in speziell dafür entworfenen Strauchrattenkitas betreut wurden. Aber was kümmern an der Stelle solche Kleinigkeiten.

Montag, 3. Dezember 2012

Friede auf Erden

Bei uns herrscht eitel Sonnenschein. Naja, eigentlich schneit's, dass man aus dem "White Christmas"-Singen gar nicht mehr rauskommt, aber zumindest im Haus stimmt das Bild.

Wie immer hilft miteinander reden. Nachdem wir beide jetzt keine Halsschmerzen mehr haben, fällt das auch wieder leichter. Ausserdem hat Sina als Symbol des Neuanfangs ihr Zimmer umgeräumt. So lange, bis die Möbel alle wieder auf dem alten Platz standen.

Und gestern eröffneten wir gemeinsam die Weihnachtssaison. Das ist schliesslich das Fest der Familie und der Liebe. Ist doch passend, oder?


Donnerstag, 22. November 2012

Endlich - Blauer Himmel

Das Wetter heute morgen spiegelt perfekt die Stimmung im Haus wieder. Strahlend blauer Himmel, klirrend klare Luft, ach, fühlt sich das wunderbar an.

Gestern abend, nachdem sie sich mit einer Flasche Rotwein Mut angetrunken ein Herz gefasst hatte, sprach Sina mich an: "Du wolltest doch noch mit mir reden, darüber, wie lange ich noch bleiben werde."

"Ja genau. Du hattest ja dem Besten Ehemann gesagt, Du möchtest, dass wir uns ein neues Au Pair suchen. Ist das noch der Fall?"

"Ich seh keinen Sinn mehr in meinem Leben hier." Bei so einem Satz schrillen bei mir gleich alle Alarmglocken, vor allem, wenn er von einem Mädchen mit melodramatischer Ader wie Sina kommt.

"Äääh.. wie meinst Du das?"

"Ich kann mein Deutsch gar nicht mehr verbessern und mir fehlen meine Freunde..." Sie nimmt noch einen Schluck Rotwein. "Ich hab mich die letzten zwei Wochen ganz schlecht benommen, damit Ihr mich wegschickt, aber Ihr seid zu nett und schickt mich einfach nicht weg!"

Da muss ich dann doch lachen. "Das ist ja eigentlich eine typisch männliche Stragegie.", sage ich. "Die Beziehung nicht selber zu beenden, sondern sich solange wie ein Arsch aufzuführen, bis die Freundin die Konsequenzen selbst ziehen muss."

Ich werde wieder ernst. "Sina, ich kann verstehen, dass Du Dich hier einsam fühlst, und dass Du denkst, dass Dein eigentliches Leben, Deine Ausbildung und das alles gerade auf Pause steht. Von daher, wenn Du gehen möchtest, dann mach ich Dir keinen Vorwurf, dann fang ich morgen an, nach einem neuen Au Pair zu suchen. Aber die Entscheidung, ob Du gehen oder ob Du bleiben möchtest, die liegt bei Dir, die nehme ich Dir nicht ab. Wir bieten Dir jedenfalls beides an."

Ich kann sehen, dass sie hin und hergerissen ist. Und jetzt gibt sie auch zu: "Am Anfang war ich hier so glücklich, aber die letzten beiden Wochen waren ganz furchtbar, weil Ihr ja gar nicht mehr mit mir redet, seit ich aus dem Urlaub zurück bin."

Das ist für mich die perfekte Überleitung. "Okay, dann lass uns mal drüber sprechen, warum ich so enttäuscht war von Deiner Urlaubsaktion, und wie das alles auf mich gewirkt hat." Und dann erklär ich ihr, was der Beste Ehemann ihr anscheinend nicht verständlich machen konnte - dass ich mich getäuscht und ausgenutzt fühlte. Es dauert etwas, aber irgendwann versteht sie meine Sicht der Dinge. Und sagt, dass wäre ihr bisher überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass ich das so sehen könnte. Der Rotwein tut sein übrigens zum schlechten Gewissen, jetzt fliessen auch die Tränen.

Es ist noch einiges mehr passiert an diesem Abend, aber das ist eine andere Geschichte, die vielleicht ein andermal erzählt wird. Stand heute ist jedenfalls, dass wir Sina jetzt erstmal ein paar Tage geben, sich darüber klar zu werden, was sie wirklich will. Ich meinte es jedenfalls ernst, wir sind offen für beide Alternativen. To go or not to go...





Sonntag, 18. November 2012

Zäh wie Kaugummi

Wie Mara so wunderschön treffend kommentierte, ist die Atmosphäre immer noch zäh wie drei Monate alter Kaugummi. Ich finde das wahnsinnig anstrengend. Dass sich grade eine fiese Erkältung über mich hermacht, hilft nicht wirklich.

Es gibt Tage, da läufts ganz gut. Und dann wieder aus Heiterem Himmel kommen so zickige Antworten, die mir zeigen, dass egal was ich mache, ich in Sinas Augen an allem schuld bin, an der Klimakatastrophe, dem Betreuungsgeld, der drohenden Fiskalklippe, you name it.

Die Aussprache ist dringend nötig. Und diesmal nicht von Mann zu Frau(lein), sondern von Frau zu Frau(lein). Aber dafür muss erstmal mein Kopf und mein Hals nicht mehr weh tun.

Dienstag, 6. November 2012

Ein Diskussiönchen

Der Beste Ehemann wollte das Gespräch lieber allein mit Sina führen. Also sass ich oben in meinem Büro und obwohl ich die Ohren gespitzt hielt, konnte ich leider nichts verstehen. Das ist also ein Bericht aus zweiter Hand.

Er hat ihr wohl gesagt, dass sie in Zukunft Urlaubspläne mit mir absprechen muss. Auch wenn sie gerade ein Problem mit mir hat, kann sie mich nicht umgehen.

Und sie hat wohl gesagt, wir sollen schon mal Ausschau nach einem Ersatz-AuPair halten.

Was ich mir wünschte, was er gesagt hätte, aber leider nicht gesagt hat:

- dass es nicht nur um die Urlaubsplanung geht, sondern dass es auch den Kindern gegenüber nicht in Ordnung war, einfach zu gehen ohne ihnen Bescheid zu sagen. Noch dazu wussten wir nicht, wann sie denn überhaupt wiederkommt.
- dass wir enttäuscht sind, dass sie uns den Vertrag vorhält, wenn es darum geht, sich um ein krankes Kind zu kümmern.
- dass er sie nochmal dran erinnert, dass wir vor den Kindern keine Probleme besprechen. Und  bitte auch nicht sticheln.

- dass mich das ganze sehr belastet, dass ich mich belogen von ihr fühle und mein Vertrauen erschüttert ist.
- dass ich mir gewünscht habe, dass sie mal den ersten Schritt tut.

Und last but not least: dass, wenn sie gehen will, sie bitte diejenige ist, die das den Kindern sagt und ihnen das Herz bricht.

Summa Summarum: Geklärt ist noch gar nichts. 

Sonntag, 4. November 2012

Ende gut, nicht alles gut

Nach über einer Woche totaler Funkstille fing ich gestern wirklich an zu glauben, dass Sina in einer Trotzreaktion beschlossen hat, nicht wieder zu kommen. Bester Ehemann meinte dann aber, ihre Klamotten wären noch da, also würde ich wohl überreagieren. Wie gut er die Frauen kennt - gegen 17:00 meldete sie sich endlich bei ihm, abgeholt werden wollte sie dann doch gerne.

Die Stimmung ist angespannt. Heute morgen am Frühstückstisch suchte ich nach einem neutralen Thema und fragte sie schließlich  "Und, haben die Kinder sich in der Woche sehr verändert?" Bei kleinen Kindern ist es ja meistens so, dass schon ein paar Tage viel ausmachen und man sie kaum noch wieder erkennt. Sinas kurze Antwort? "Die Kinder nicht."

Ich bin dann nicht weiter darauf eingegangen, habe nur innerlich wieder mit dem Kopf geschüttelt. Was sollen diese Sticheleien am Frühstückstisch, wieder mal vor den Kindern? Das werden ja interessante vier Monate.

Aber erst mal wird es heute Abend spannend, da wollen der Beste Ehemann und ich die große Aussprache. Ich werde ernsthaft versuchen, mich zurückzuhalten und Besten Ehemann reden zu lassen. Schauen wir mal, ob mir das gelingt.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Funkstille

Noch kein Wort von Sina. Schauen wir mal, ob sie überhaupt zurückkommt. Mittlerweile hat mir der Beste Ehemann mitgeteilt, dass er gar nicht weiss, wann und wo Sina genau ankommt. Sie hatte ihm wohl vorgeschlagen, dass sie einen Zug in Richtung unseres Wochenendaufhalts nimmt und wir alle gemeinsam im Auto zurückfahren.

Au ja. 500 km in einer gelösten, entspannten Stimmung zu fünft im Auto.

Mir bleibt auch nichts erspart.

Montag, 29. Oktober 2012

Ich bin sauer!

Diese Woche weilt mein Au Pair im Urlaub.

Ohne dass ich vorher darüber Bescheid wusste.

Ohne dass sie überhaupt noch Urlaubstage hat.

Das einzige, was ich zu ihrer Entschuldigung vorbringen kann, ist die Tatsache, dass der Beste Ehemann diese Woche Urlaub hat und wir sowieso ab Donnerstag ins lange Wochenende fahren. Es handelt sich also nicht um eine organisatorische Katastrophe.

Trotzdem.

Trotzdem finde ich es ein unmögliches Verhalten, dass sie verreist und mich bewusst in dem Glauben lässt, sie fahre nur übers Wochenende weg. Und nicht nur mich, auch den Kindern sagte sie nichts davon. Dem Besten Ehemann, der sie netterweise zum Zug fährt, wurde erst klar, dass sie eine ganze Woche weg ist, als es darum geht, wann er sie abholen soll.

Das ganze hat natürlich eine Vorgeschichte. Unsere Kinder sind mittlerweile gross genug, um regelmässig durchzuschlafen, daher trafen wir uns letzte Woche Donnerstag früh alle ziemlich geädert am Frühstückstisch, nachdem Söhnchen nachts mehrmals wach geworden war und einmal wir sogar das Bett komplett frisch beziehen mussten. Wohlgemerkt, solche nächtlichen Tätigkeiten verrichtet Sina nicht, aber sie kriegt es mit, weil ihr Zimmer direkt neben dem Kinderzimmer liegt. Wie gesagt, so eine Nacht ist mittlerweile ungewöhnlich, daher redeten der Beste Ehemann und ich beim Frühstück darüber, ob Söhnchen krank würde, kamen dann aber überein, dass er in den Kiga gehen kann. Sina warf mir einen mürrischen Blick zu. "Wenn er zu Hause bleibt, wer kümmert sich dann um ihn?". "Naja, ähm... Du?" Sie war not amused. "Das stand aber nicht im Vertrag!"

Ich atmete tief durch. "Sina, natürlich hat man genau deswegen ein Au Pair, um gerade solche Situationen flexibel abfangen zu können. Aber wir sind alle unausgeschlafen und haben alle schlechte Laune, lass uns das jetzt nicht besprechen." Ausserdem warf ich einen bedeutungsvollen Blick auf die Kinder, denn eigentlich weiss Sina, dass wir Grundsatzdiskussionen nicht vor den Kindern führen. Trotzdem fing sie wieder an: "das finde ich nicht okay.."

"Sina, nochmal, lass uns das später besprechen."

"Aber..."

Jetzt wars genug, meine Geduld erschöpft. "Sina, es reicht!"

Der Beste Ehemann brachte beide Kinder weg, unser Au Pair verschwand in ihrem Zimmer, um sich ihrem Schönheitsschlaf hinzugeben, und ich begann mit meiner Arbeit. Wie gerne würde ich mich auch morgens nochmal hinlegen! Zwei Stunden später rief der Kindergarten an, ich möge Söhnchen bitte abholen. Da mein Au Pair immer noch friedlich schlummerte, liess ich also meinen Stift fallen, sauste zum Kiga, holte Söhnchen, und brachte ihn ins Bett.

Nachmittags herrschte Funkstille zwischen uns, wir beredeten nur das Nötigste. Aber auch am nächsten Tag nahm ich Rücksicht auf Sina. Freitag vormittag geht sie normalerweise zum Line Dance Kurs, und obwohl sie anbot, zu Hause zu bleiben, schickte ich sie los, ich würde das mit Hilfe vom Babysitter Fernseher schon irgendwie hinkriegen. Ich Optimist. Gottseidank habe ich verständnisvolle Kollegen, die nichts dagegen hatten, mir am Telefon dabei zuzuhören, wie ich Söhnchen vorsang, während ich über sein fieberheisses Köpfchen strich.

Am Nachmittag sagte mir Sina, dass sie gern am Wochenende zu einer Freundin fahren wolle. Wir klärten, wann ich mit der Arbeit aufhören müsse, damit sie noch packen könnte, und als sie das Haus verliess, wünschte ich ihr noch ein schönes Wochenende. Nur um später vom Besten Ehemann zu erfahren, dass sie länger wegbleibt. Den Kindern hatte sie es übrigens auch nicht gesagt.

Offensichtlich fühlt sich unser Au Pair ausgenutzt oder überfordert oder ungeliebt, was weiss ich. Dass wir uns um sie kümmern, ihr zuhören, mit ihr bis spät in die Nacht ihre geliebten Brettspiele spielen (obwohl mich mein Bett sooo sehr ruft), alles egal. Dass wir jedesmal, aber wirklich jedesmal, uns erkenntlich zeigen, wenn sie mehr machen muss, zum Beispiel in den Ferien, alles verdrängt. Aber keine Sorge, ich werde sie daran erinnern, wenn sie wieder kommt. Daran, dass wir ihr Inliner geschenkt, die Hälfte ihres zweiten Sprachkurses bezahlt, einen Ausflug nur mit ihr (inklusive Konzertticket, Übernachtung und CD) organisiert haben. Das wir nie auch nur andeuten, dass sie ersetzen muss, was sie zu Bruch gehen lässt (und das ist viel!)  

Ehrlich gesagt, ich bin gerade diejenige, die sich ausgenutzt und enttäuscht fühlt. Das hier scheint so eine Situation zu sein, wo immer mehr mehr mehr erwartet wird, egal wieviel man gibt.

Gerade habe ich auf Au Pairs wirklich keine Lust mehr.







Freitag, 19. Oktober 2012

Düstere Gedanken

Wenn man keine Probleme hat, dann erfindet man eben welche.

Nach diesem Motto scheint Sina manchmal zu leben. 

Nachdem die Schwiegereltern abgereist waren, wir erfolgreich diverse sechsbeinige Kreaturen bekämpft hatten und ich endlich endlich endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen konnte, kam meine Welt langsam wieder ins Lot. Dann kann ich auch aufrichtig Anteil nehmen an den Erlebnissen Anderer, zum Beispiel Sinas, die gerade ganz glücklich zur Tür hereinkommt, denn *trommelwirbel* sie hat sich verliebt!

So ein Ereignis muss natürlich ausführlich besprochen werden, und ich möchte alles wissen. Ich lausche begeistert ihrer Beschreibung des heutigen Nachmittags und freue mich, dass es ihr so gut geht und dass sie anscheinend einen sehr netten Jungen kennengelernt hat. Und dann sagt sie: "Weil ich heute so glücklich bin, will ich Dir eigentlich gar nicht sagen, was ich Euch gestern sagen wollte, aber eigentlich muss ich es sagen, obwohl es gar nicht mehr stimmt, von daher sollte ich es besser nicht sagen, aber Du weisst ja sowieso schon, wovon ich rede, oder?"

"Häh?" 

Nach einigem Hin und Her und meinem Schwören, dass ich wirklich keine Idee habe, worum es geht, sagt sie: "Also gestern war ich sicher, dass Ihr mich nicht leiden könnt aber zu nett seid, mir das zu sagen und daher wollte ich Euch vorschlagen, dass ich gehe, damit Ihr mir das nicht sagen müsst. Aber jetzt will ich nicht mehr weggehen, also sage ich das jetzt  nicht mehr."

"Häh?"

Kein Wunder, dass ich mich alt und abgeklärt fühle gegenüber soviel jugendlicher Emotionalität. Und so kann ich auch nicht umhin, ihr irgendwann, nachdem alle meine Beteuerungen, dass wir sie mögen, nichts fruchten, ihr zu erklären: "Sina, ich weiss, mit 20 hält man sich für den Mittelpunkt des Universums. Aber sei mir bitte nicht böse, wenn ich Dir erkläre: das bist Du nicht. Wenn ich mal schlechte Laune habe, dann ist das nicht automatisch wegen Dir, sondern vielleicht einfach, weil ich schlecht geschlafen habe. Oder vielleicht, weil es die Zeit im Monat ist. " Und dann gehen mir diverse Lichter auf... 

Vielleicht sollten wir als nächstes doch ein männliches Au Pair in Betracht ziehen?



Donnerstag, 4. Oktober 2012

Die erweiterte Familie

Das Au Pair lernt natürlich irgendwann auch andere Familienmitglieder kennen. Das ist immer interessant und häufig lehrreich. Im besten Falle führt es dazu, dass das Au Pair die Kernfamilie wieder so richtig zu schätzen weiss.

Seit zwei Wochen besuchen uns meine Schwiegereltern. Meine Schwiegermutter baute mit Anfang zwanzig aus dem Nichts ihr eigenes Geschäft auf, arbeitete jeden Tag 12 Stunden und zog nebenher noch drei Jungs gross. Sie ist also nicht der Typ, der sich in den Ferien geruhsam auf ein Sofa legt.

Sie kamen an einem Samstag an. Die ersten beiden Tage konnte ich sie noch mit ständigem Essen ruhigstellen. Aber Montag gings los. Nur wenige Minuten, nachdem ich mich in mein Arbeitszimmer geflüchtet zurückgezogen hatte, klopfte es an der Tür. Sina kam herein, zog die Tür hinter ihr zu und flüsterte mit verängstigtem Gesichtsausdruck: "Wie lange bleiben sie noch???"

Mein Verständnis von ausreichender Sauberkeit und das meiner Schwiegermutter gehen sehr stark auseinander. Tatkräftig wie sie ist, nahm sie die Sache also selbst in die Hand. Aufräumen - check. Boden wischen - check. Sämtliche Fenster des Hauses in drei Stunden putzen - check. Wäsche waschen und bügeln - check. Sämtliche bereits gewaschene Kleidung aus den Schränken holen und nochmal bügeln - check.

Sina konnte sich noch nicht wie ich gottergeben mit der kompletten Aufgabe jeglicher Privatsphäre abfinden und wollte Schwiegermama davon abhalten, das Fenster in ihrem Zimmer zu putzen. Schwiegermama: "Aber nur, wenn Du Dein Fenster bis Freitag selber putzt, sonst mach ich es doch!"


Montag, 24. September 2012

Krise überwunden: Arbeitszeiten

Deutschland begrenzt die wöchentliche Arbeitszeit eines Au Pairs auf 30 Stunden. Zeiten, in denen das Au Pair nicht unbedingt beschäftigt ist, aber anwesend sein muss, wie zum Beispiel der Mittagsschlaf der lieben Kleinen, zählen übrigens nicht als Freizeit, sondern müssen zu den 30 Stunden hinzugerechnet werden.

Bei uns verschwimmt die Grenze zwischen Au-Pair-als-Angestellte und Au-Pair-als-Familienmitglied. Das ist durchaus gewollt, und meistens klappt unser Zusammenleben prima. Nur sind in einer Familie die Aufgaben und deren Grenzen oft viel weniger klar definiert als in einem reinen Angestelltenverhältnis.

Unser vorheriges Au Pair setzte die Grenzen ganz klar, indem sie abends in ihrem Zimmer verschwand und bis morgens nicht mehr gesehen ward. Sina dagegen nimmt viel mehr an unserem Familienleben teil, aber dadurch läuft sie Gefahr, dass wir sie mehr in Anspruch nehmen als sie eigentlich möchte. Und genau das kochte letzte Woche hoch, als sie mir beim Frühstück, vor den Kindern, vorwarf, dass ich nie um 17:00 Feierabend machen würde.

Nachdem der Zeitpunkt für eine Grundsatzdiskussion denkbar ungeeignet war, signalisierte ich ihr, dass wir später drüber sprechen würden. (Das klingt jetzt alles sehr ruhig und wohlüberlegt, aber ehrlich gesagt, ich kochte innerlich. Vor den Kindern mir sowas an den Kopf zu werfen! Und der Beste Ehemann zieht sich natürlich immer fein aus der Affäre, der kommt erst um 6, frühestens, wieso kann der nicht auch mal um 5 auftauchen? Immer bin ich diejenige, die "eh da" ist und dann kurz die Kinder chauffieren kann, wenns regnet, oder ihre Arbeit unterbricht, um Fragen zu beantworten, oder zum Arzt geht oder oder... Und schliesslich tun wir ja auch viel für Sina! Und soviel zu tun hat sie auch nicht, gestern hat Söhnchen bis 4 Mittagsschlaf gehalten und Töchterchen kam dann erst aus der Schule! Wie kann sie es wagen!)

Nachdem ich ein paarmal tief durchgeatmet hatte, schrieb ich ihr eine Email. (Viel einfacher, dabei ruhig und gefasst zu bleiben als in einem Gespräch!)
Liebe Sina,


ich schreibe Dir mal, da es zwischen uns ja auch schnell emotional wird und das möchte ich gern vermeiden. 
Erstmal: Wir wissen, dass Du viel mehr für uns tust als Du laut Vertrag tun müsstest, Du hilfst abends bei den Kindern mit, am Wochenende, lässt uns ins Kino gehen, räumst auf ... Wir wissen das, und wir sind Dir dafür auch sehr sehr dankbar.
Zweitens: es ist gut und wichtig, dass Du etwas ansprichst, was Dich stört. Allerdings würde ich diese Dinge gern nicht vor den Kindern, und nicht während wir alle im Stress sind (also zum Beispiel morgens :-)) besprechen.

Wie gesagt, wir sind sehr froh, dass wir so ein tolles Au Pair wie Dich gefunden haben und sehen, was Du für uns und die Kinder alles machst.
Umgekehrt denke ich, tun wir aber auch mehr als manch andere Au Pair Eltern. Für das Corvus Corax Konzert zum Beispiel muss ich mir mindestens einen Tag freinehmen, aber ich mach das gerne, denn ich seh es auch als meine Aufgabe, Dir Deutschland und deutsche Geschichte nahezubringen. Gestern abend im Kino hab ich auch eine Filmvorschau von einem neuen deutschen Film gesehen, da hab ich gleich gedacht, dass ich da mit Dir hingehen werde.

Ich kann Dir auch in Zukunft nicht versprechen, jeden Tag pünktlich um 17:00 Feierabend zu machen. Ich weiss, das verlangt Dir viel Flexibilität ab, aber genauso müssen wir flexibel sein, zum Beispiel Kinder holen/wegbringen, wenn das Wetter schlecht ist etc. Ich möchte Dich daher bitten, wenn Du konkret etwas vorhast, so wie gestern, dann sag mir das, dann kann ich das einplanen, zum Beispiel, in dem ich Mittags durcharbeite. Ich kann auch schon mal früher am Nachmittag aufhören, also lass uns sowas in Zukunft einfach kurz am Tag vorher besprechen.

Wenn das für Dich weiterhin nicht akzeptabel ist, müssen wir drei uns nochmal zusammensetzen und eine gemeinsame Lösung finden.

Nicht lange danach kam ihre lange Antwort, eine wirklich sehr liebe Mail, in der sie sich für den ungünstigen Zeitpunkt entschuldigte, und erklärte, warum es gerade jetzt hochkocht:

...
Ich weiss auch dass es nicht immer geht, mit der Arbeit, das verstehe ich gut, aber mir schien es einfach so sein, das es irgendwie selten passiert,das ich um 5 Frei habe, oder wenigstens seltener als ich erwartete... Jetzt meine ich das wirklich nicht schlimm, jetzt sag ich nur wie die Wirklichkeit aussieht - bevor ich gekommen bin, hast Du geschrieben, dass ich hab Frei, wenn Du nach Hause kommst, was meistens um 5 ist..und es ist eigentlich meistens NICHT um 5...

.. ich meine es ist normal, dass Du lässt nicht alles um 5 sein und kommst runter nur wegen mir, wenn ich dann sowieso wahrscheinlich bleibe, das wäre Sinnlos.. Und ich brauch jetzt wirklich keine grosse Veränderung, es war einfach heute früh zu viel (weil mir gestern und vorgestern und vorvorgestern :D schlecht war und diese Woche wollte ich auch etwas plannen - weiss DU, zumba, tanzen ubnd blablabla und auch wenn es abends ist - ... hab ich keine Sicherheit,dass ich das schaffe und deshalb hab ich erst während dieser Tage gesehen, dass mir das etwas erst wirklich ausmachen würde,wenn ich nicht früh frei habe - ich meine es ist aber auch okay, ich bin hier, damit ich au-pair bin, nicht damit ich meine hobbys mache... und jetzt versuche ich nur die Gründe erklären..oder nur sagen warum sehe ich das so und so..
...
Und ich bekam ein ganz schlechtes Gewissen, denn natürlich hat sie recht, sie braucht Zeit für sich, und vor allem muss sie ihre Zeit auch planen können. Mein Mütchen gekühlt, lief ich hinunter, um Sina eine Umarmung und Entschuldigung anzubieten. Wir kamen überein, dass ich ihre Termine in meinen Kalender mit aufnehmen werde. Ich kann weiterhin nicht jeden Tag pünktlich aufhören, aber dafür an "ihren" Tagen umso früher den Stift fallen lassen. Und so ist alles wieder gut.

Bis auf die Tatsache, dass meine Schwiegereltern für zwei Wochen bei uns wohnen und Sina sich heute morgen schon in mein Arbeitszimmer geflüchtet hat, um der Putzwut meiner Schwiegermutter zu entgehen. Aber das wird dann ein anderer Blogeintrag...


Jugendsprache

Gestern abend unterhielten wir uns über dies und das, als es plötzlich aus Sina herausplatzte, mit hoher Geschwindigkeit und ohne Punkt und Komma vorgetragen:

"Was ist 'krass', was ist 'Hammer' und wie schlimm ist das Wort 'Scheiße'?"

Ich glaube, zu Weihnachten kriegt sie das Original

Donnerstag, 13. September 2012

Das beste Au Pair der Welt

Zwei Tage vor unserem Urlaub fiel mir siedendheiss ein, dass die Kinder noch einige Bücher und CDs von der Stadtbücherei ausgeliehen hatten, deren Rückgabetermin natürlich in unsere Urlaubszeit lag. Frohgemut, dass ich noch rechtzeitig daran gedacht hatte, ging ich daran, die besagten Medien zusammenzusuchen. Nur wurde meine gute Laune schnell dadurch getrübt, dass ich eine Yakari-CD überhaupt nicht und von der Olchi-CD nur die Hülle fand. Nun hatte ich ja zwei Tage vor einem grossen Urlaub nichts anderes zu tun, also suchte ich fieberhaft stundenlang diese blöden CDs. Ohne Erfolg. Ich gab mich fürs erste geschlagen, verlängerte die Ausleihe, setzte mir eine Erinnerung in meinen Kalender und reiste ab.

Am Montag klagte ich Sina mein Leid. Genau wie ich war sie davon überzeugt, dass die CDs irgendwo in unserem Haus sein müssten, die laufen ja nicht einfach weg. Ich hatte mich aber damit abgefunden, sie erst bei unserem Auszug wiederzufinden und wollte der Bücherei das Missgeschick beichten und die Teile bezahlen. Da hatte ich aber die Rechnung ohne Sina gemacht! Sie setzte ihren ganzen Stolz darein, die CDs zu finden.

SMS von 14:18: Ich hab Yakari!
SMS von 15:03: Ich hab Olchis!

Hallelujah! Ich jauchze und frohlocke und denke mir: da sieht man doch mal, wie einem so ein Au Pair bares Geld spart! Sina ist doch die Beste.

Dienstag, 11. September 2012

Urlaubsfreuden und Mom Blogs

Wir sind wieder da! Der Urlaub war wunderschön. Die Kids überstanden die langen Flüge dank Deltas Entertainment-Center ohne allzugroße elterliche Belastung. Wir sahen haufenweise Elche, Hirsche, Rehe, Streifenhörnchen, Berge, Flüsse, Sand und viel weniger Menschen als bei uns. Wir trafen viele alte Freunde und ein paar neue und freuen uns schon auf das nächste Wiedersehen. Töchterchen erkletterte eine Wüste und fiel in einen Springbrunnen. Söhnchen erfand neue Lieder mit weltbewegenden Einsichten "La la la alte Autos sind nicht neu... la la la". Und durch die tonnenweisen neuen Eindrücke fühlte sich der Urlaub nicht wie drei Wochen sondern wie drei Monate an. Perfekt.

Doch als Sina uns am Flughafen abholte, da konnten der beste Ehemann und ich uns eines erleichterten Seufzers nicht erwehren. Nach drei Wochen das erste Mal, dass wir uns für 10 Minuten entspannt zurücklehnen konnten, ohne panisch die Köpfe unserer Lieben zählen zu müssen. So ein Au Pair, besonders so ein ausgeruhtes, hoch motiviertes, das hat schon was.

Und so zieht der Alltag wieder bei uns ein.

PS: Ich habe schon gefühlte 20 Jahre keine Brigitte-Zeitschrift mehr in die Hand genommen, um so erstaunter war ich, wie modern zumindest die Internet-Ausgabe daher kommt. Und jetzt gibts sogar eine Mommy-Blogger-Liste dort! Schaut mal rein, da sind viele interessante Blogs versammelt. Und wenn Ihr wollt, dürft Ihr natürlich mein Blog auch "herzen". Wenn nicht, nehm ich es natürlich auch nicht übel.BRIGITTE MOM BLOGS

Donnerstag, 16. August 2012

Lottogewinn

Cecilia hat sich als echter Lottogewinn herausgestellt. Wir kamen ja zu ihr wie die Jungfrau zum Kinde und wussten nicht wirklich, worauf wir uns mit ihr einlassen. Aber ich bin sehr begeistert, sie hat die vergangenen vier Tage mit Bravour gemeistert. Nicht nur hat sie die Kinder den ganzen Tag bespielt und betreut, sie hat nebenher selbständig Küche und Wohnzimmer aufgeräumt und Mittagessen gekocht. Sie fand sich komplett alleine zurecht, was jemand, der unsere Küche kennt und weiss, dass sie von einem Ingenieur geplant und daher mit vielen vielen Schränken und Schubladen ausgestattet ist, nicht für selbstverständlich hält.

Wenn sie in zwei Jahren immer noch Au Pair machen möchte, dann wäre bei uns auf jeden Fall ein Platz für sie frei. Jetzt möchte sie erstmal in ihren Herbstferien nochmal kommen, wir freuen uns schon, ganz besonders Sina.

So, und morgen fahren wir erstmal in unseren wohlverdienten Urlaub. Ihr werdet eine Weile nix von mir hören, aber keine Angst, ich komme wieder. Schliesslich seid Ihr bestimmt auch schon darauf gespannt, ob Sina ihr komplettes Deutsch vergessen haben wird! Und im Oktober müssen wir ja schon mit der Suche nach unserem nächsten Au Pair beginnen. Das wird wieder aufregend!

Also bis bald. Oder wie Söhnchen sagen würde: Tschüss und Bye bye!


Montag, 13. August 2012

Aus eins mach zwei mach eins

So, seit einer Woche lebt Cecilia bei uns. Es funktioniert gut, die Kinder haben sie sofort wärmstens ins Herz geschlossen, und auch die grossen Mädels verstehen sich gut. Der beste Ehemann und ich haben staunend die Metamorphose von Sina beobachtet, die sich von einem Moment zum anderen zur Überglucke verwandelte, Cecilia schützend unter ihre Fittiche nahm und ihr mit grossem Besitzerstolz "ihre" Familie und "ihr" Haus vorführte.

Allerdings kommt die Feuertaufe natürlich erst heute, der erste Tag, an dem Cecilia ganz alleine auf die Kids aufpassen muss. Sina raunte mir am Freitag zum Abschied zwar noch kryptisch zu:

"Weisst Du noch, wir haben gelacht, dass Du dann drei Kinder hast. Ich glaube, nächste Woche lachst Du nicht."

Aber ich bin optimistisch. Ich glaube nämlich, dass Sina Cecilia etwas unterschätzt. Obwohl sie grade erst sechzehn geworden ist, hat Cecilia schon einen Blick für Dinge, die getan werden müssen. Also Tisch decken/abräumen, Spülmaschine füllen und anstellen, usw. Auch beim Ausflug am Wochenende zeigte sie ihre Aupair-Qualitäten, denn ganz von selbst packte sie Trinkflasche, Snacks und Tempos für die Kids.

Ihr Deutsch ist wirklich sehr holprig, aber wenn sie ihre Schüchternheit ablegt, kann man sich mit ihr ganz gut unterhalten. Sie ist klug und lernt schnell.

Und nicht zuletzt kann sie ganz tolle Frisuren machen!

Montag, 30. Juli 2012

Cecilia und ihre Freunde

Als moderne Au Pair Mama verfüge ich über einen Facebook Account. Ich bin zwar davon überzeugt, dass Facebook Teufelszeug ist, aber ich muss zugeben, dass es praktisch ist, um mit der heutigen Jugend, aka vergangene und gegenwärtige Au Pairs, in Kontakt zu bleiben.

Cecilia schickte Sina und mir letzte Woche eine Freundschaftsanfrage, die ich gerne annahm. Auch wenn sich meine Französisch-Kenntnisse auf "merde" und "voulez vous couche avec moi" beschränken, sagen Bilder ja bekanntlich sowieso mehr als tausend Worte, also sah ich mich gleich mal auf ihrem Profil um.

Das erste, was mir ins Auge fiel, war die Anzahl ihrer Facebook-Freunde. Der illustre Kreis beinhaltet fast *trommelwirbel* 2000 Freunde (nein, ich hab mich wirklich nicht um eine Null vertan). Wow. Macht das Mädel neben Facebook noch was anderes? Ich fühl mich alt.

Die zweite Überraschung: natürlich wirke ich in der Liste deplaziert, weil ich den Altersdurchschnitt radikal nach oben treibe (ich fühl mich noch älter), aber es gibt noch einen Grund, warum Sina und ich dort auffallen. Von 2000 Freunden sind wir die einzigen mit weisser Hautfarbe. Das bedeutet ja, dass Cecilia, obwohl sie seit über einem Jahr in Lausanne lebt, und offensichtlich bei der Auswahl ihre FB-"Freunde" nicht allzu wählerisch ist, keinen "Wurzel-Schweizer" (um mal einen Frl Krise Begriff grosszügig abzuwandeln) gut genug kennengelernt hat, um einen in ihre Freundesliste aufzunehmen.

Spannend. Da öffnet sich mir eine ganz neue, fremde Welt.

Noch fünfmal schlafen, dann kommt sie. Ich freue mich, bin neugierig und, ich gebs zu, auch etwas nervös. Aber es wird ganz bestimmt gut.

Das heisst, solange sie nicht auf die Idee kommt, eine kleine Party bei uns zu veranstalten. Nur so für die engsten Freunde...

Montag, 23. Juli 2012

Wie finde ich uns ein Au Pair?

Nachdem bei uns Routine und Ruhe eingekehrt ist, kann ich mich hier allgemeineren Fragen zuwenden, wie zum Beispiel der Frage, nach welchen Kriterien wir eigentlich unsere Au Pairs ausgewählt haben. Ich wurde das bereits mehrfach im Bekanntenkreis gefragt, und auch Sina wollte letzte Woche wissen, ob uns das Herkunftsland zum Beispiel egal gewesen war (war es nicht, aber dazu gleich mehr).

Vorneweg ein Disclaimer: vieles, was ich gleich schreiben werde, sind Vorurteile, beziehungsweise Stereotypen. Es gibt sicher ganz viele Au Pairs, bei denen meine Annahmen nicht zutreffen. Aber egal wie liberal und aufgeschlossen wir zu sein glauben, ich bin überzeugt, dass jeder von uns Mechanismen in uns trägt, die bei der Bewertung von anderen Menschen greifen. Wenn hinter uns nachts auf der Strasse ein Mann herläuft, fühlen wir uns unwohler als wenn es ein junges Mädchen ist. Wir wissen nichts über die reale Person hinter uns, sondern benutzen ein Vorurteil (dass alle Männer nachts gefährliche Axtmörder sind).

Es ist ein Balanceakt. Wir möchten, dass die Kinder (und wir) andere Menschen, andere Kulturen, andere Sichtweisen kennenlernen, aber genau wie in einer Ehe oder in einer WG ist das Zusammenleben am friedlichsten, wenn gewisse Grundansichten über die Welt im allgemeinen und die Ordnung im besonderen übereinstimmen.

Also, los gehts:

- wir suchen nicht nach einem Jungen

Gleich hier prallte meine ach so grosse Aufgeschlossenheit mit meiner mütterlichen Wahrnehmung zusammen. Ich finds absolut gut und richtig, dass es Au Pair Jungs gibt. Ich denke, besonders für Kinder, die ohne Vater aufwachsen, ist das eine wunderbare Möglichkeit, ein gutes männliches Vorbild zu erleben.

Aber... Ich glaube nicht, dass alle Erzieher/Lehrer/Au Pair Jungs pädophil sind. Aber wie würde ich damit umgehen, wenn meine süsse kleine Tochter mit ihm kuscheln will? Ich stelle mir das schwierig vor.

Zweitens, wir leben recht eng aufeinander, wir teilen das Bad, wir treffen morgens im Flur aufeinander, wir sitzen abends gemeinsam im Wohnzimmer, wie das halt so ist in einer Familie. Und als ich mir vorstellte, dass da ein junger, erstmal fremder Mann unsere Wohnung teilen wird. Mit mir. Ein Mann, der nicht mein Mann ist... nee, sorry, das kann ich nicht. Was mach ich mit dem? Was rede ich mit ihm?

Drittens, auch wenn der Fokus auf der Kinderbetreuung liegt, wünschen wir uns natürlich, dass das Au Pair nach dem Kochen die Küche wieder auf Vordermann bringt, und generell hinter sich aufräumt. Auch hier hab ich das Vorurteil, dass Mädchen ordentlicher sind als Jungs, was bei Lichte betrachtet wirklich komisch ist, denn der Beste Ehemann ist VIEL ordentlicher als ich.


- wir suchen nach einem Mädchen aus dem westlichen/christlichen Kulturkreis

Auch wenn ich es faszinierend gefunden hätte, jemanden "von ganz weit weg" bei uns aufzunehmen, und wir von uns denken, keine Vorurteile Richtung Religion etc zu haben, schliesslich sind wir Atheisten, stellten sich bei näherer Betrachtung doch gewisse Fragen. Wie würde zum Beispiel ein verschleiertes Mädchen auf den lebensgrossen weiblichen Akt in unserem Wohnzimmer reagieren? Oder was sagt sie dazu, dass Schweinefleisch in irgendeiner Ausprägung bei uns zum festen Speiseplan gehört?

Übrigens, ein christlich-fundamentalistisches Au Pair käme für mich genauso nicht in Frage, denn was sage ich, wenn sie den Kinder von der Hölle und dem Teufel erzählt?

- sie sollte kleinere Geschwister haben

Ich bin mir sicher, dass alle Au Pairs unterschätzen, wie anstrengend es sein kann, Tag für Tag auf Kinder aufzupassen. Jeden Tag früh aufstehen zu müssen, egal ob man Kopfweh hat oder spät ins Bett gegangen ist. Geduldig und gelassen zu bleiben, auch wenn der Junior einen schlechten Tag, ach was, eine schlechte Woche hat. Ich denke aber, Au Pairs mit (wesentlich) jüngeren Geschwistern verfügen aber schon über eine ganz gute Idee, auf was sie sich einlassen, und kommen mit den Anforderungen dann auch besser klar. (Auch hier wieder ein Vorurteil, dass nämlich Eltern von älteren Schwestern viel eher erwarten, sich um die jüngeren Geschwister zu kümmern, als dass sie das von älteren Brüdern tun).

Dieses Argument ist übrigens auch der Grund, warum wir China als mögliches Herkunftsland ausgeschlossen haben. Ich glaube, dass durch die Einkindpolitik der Nachwuchs von den Eltern und Grosseltern hoffnungslos verwöhnt wird und die Möglichkeit sehr gross ist, dass man sich keine Hilfe, sondern ein weiteres Kind ins Haus holt.

- sie sollte zwischen 20 und 25 Jahre alt sein

Wie im vorigen Punkt geht es hier um Verantwortung und Belastbarkeit, wobei wir ja an Sina gesehen haben, dass auch eine Neunzehnjährige sehr reif sein kann. Hier muss man wirklich von Fall zu Fall entscheiden. Übrigens, die Alters-Obergrenze finde ich auch wichtig, wenn sich jemand mit 29 als Au Pair bewirbt, frage ich mich schon, warum der/diejenige sein Leben bis dahin nicht auf die Reihe gekriegt hat...

- sie sollte bereits Deutsch können.

Dieser Punkt hat für mich durch unsere Au Pair Erfahrung absolut an Bedeutung gewonnen. Wenn ihr Deutsch nicht so besonders ist, dann sollte dafür ihr Englisch um so besser sein. Zum einen, ich habe ja in der Auswahlphase nur Emails oder Skype, um jemanden zu beurteilen. Wenn die Verständigungsschwierigkeiten so gross sind, dass kein Gespräch zustande kommen kann, wie soll das gehen?

Zum anderen ist es selbst für jemanden wie Sina, die Deutsch im Abitur gehabt hat, in den ersten Wochen schwer. Es gibt so viele Worte, die in keiner Schule gelehrt werden ("kuscheln", "Mülltonne", "Cashew-Allergie"), wenn man da keine Basis hat, um darauf aufzubauen... schwierig. Wie einsam muss sich das Mädchen fühlen, wenn sie am Abendbrottisch kein Wort der Unterhaltung versteht? Dann ist sie wirklich kein Familienmitglied, sondern nur eine Angestellte.


Interessanterweise erfüllt unser Probe-Aupair drei der vier Punkte nicht :-). Ich bin schon sehr gespannt, wie die beiden Wochen mit ihr werden. Es ist jedenfalls für uns eine wunderbare Gelegenheit, ein paar unserer Vorurteile zu konfrontieren und vielleicht sogar loszuwerden!

Donnerstag, 19. Juli 2012

Abgeschoben

Der heutige Eintrag hat nur indirekt was mit dem Aupair-Thema zu tun. Warum braucht eine Familie ein Au Pair? Meistens, weil beide Elternteile arbeiten wollen. Und vielleicht nicht nur "arbeiten", sondern sogar, oh Schreck, Karriere machen möchten?

Ich arbeite bei einem grossen amerikanischen Unternehmen, das in Deutschland viele Standorte hat. Und obwohl Diversity ein festgeschriebenes und hehres Ziel der Unternehmensführung auch hier in Deutschland ist, so sieht es zumindest an unserem Standort mit der praktischen Anwendung eher mau aus. Versteht mich nicht falsch, es arbeiten eine ganze Anzahl Frauen dort, und es wird auch eifrig um weibliche Studenten geworben. Nur spiegelt unser Management den deutschen Frauen-Durchschnitt in den Vorstandsetagen sehr gut wieder. Es gibt genau eine Managerin bei uns.

Immerhin ist die Zahl der in Vollzeit arbeitenden Mütter um 100% gewachsen, eine Kollegin ist nämlich gerade aus Finnland zurückgekehrt.

In Amerika ist die Situation völlig anders, wie mir gestern wieder mal vor Augen geführt wurde. In einem Meeting lernte ich zwei Amerikanerinnen kennen, beide in Top Management Positionen, beide Mütter.

Am Ende, als sie sich bereits verabschiedet hatten, saßen der Rest der Anwesenden noch zusammen und diskutierten die Situation von arbeitenden Müttern. Und was sagt da eine der Studentinnen?

"Kleine Kinder, die mit grad mal einem Jahr noch an der Flasche hängen, die werden dann abgeschoben in die Kinderkrippe..."

Und nein, ich bin nicht explodiert.

Ich habe sie ganz cool angelächelt und gesagt: "Weisst Du, arbeitende Mütter hören das Wort 'abgeschoben' in diesem Zusammenhang gar nicht gern."

Deutschland, Du hast noch einen weiten Weg vor Dir.

Dienstag, 17. Juli 2012

Cecilia

Unsere Ferienbetreuungssorgen scheinen sich tatsächlich in Wohlgefallen aufgelöst zu haben. Cecilia wird Anfang August zu uns kommen und für zwei Wochen als "Au Pair auf Probe" bei uns leben. Sie kommt ursprünglich aus Ghana, hat aber Schweizer Pass und lebt in Lausanne. Sie sieht richtig niedlich aus mit ihren  süßen sechzehn Jahren. Die Kinder und Sina freuen sich schon wie die Schneekönige auf sie, Töchterchen wollte gleich wissen, ob das unser nächstes Au Pair wird. Schaun mer mal. Dafür müsste sie erstmal 18 werden.

Auf jeden Fall bleibt unser Leben spannend und das Blogfutter geht nicht aus.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Ferienbetreuung

Schul- und Kindergartenferien sind etwas wunderschönes - aus Kindersicht. Für Eltern sind sie nur dann schön, wenn deren Urlaub auf die gleiche Zeit fällt. Wenn nicht, ja, dann ist guter Rat teuer.

Unser Wohnort ist sehr stolz darauf, dass sie Ferienprogramm für Schulkinder anbieten. Das klingt ja erstmal wunderschön, aber bei näherer Besichtigung stellt sich Ernüchterung ein. Es werden verschiedene Events angeboten, für die man die Kinder anmelden kann. Das reicht vom Besuch eines Hundeplatzes bis zum Besuch der örtlichen Kläranlage. Natürlich sind Teilnahmezahlen begrenzt, und gewisse Aktivitäten haben auch eine Alterseinschränkung. Auch die Uhrzeiten sind immer verschieden, meistens handelt es sich um 2-3 Stunden am Vormittag.

Das ist - wieder mal - aus Kindersicht bestimmt ganz toll, für die Eltern nur eingeschränkt so, denn man muss  natürlich noch die Zeit finden, sie wegbringen und abzuholen. Und die drängende Frage bleibt: was macht man an den Nachmittagen bzw. den Tagen, wo es kein Programm gibt?

Nun ist Töchterchen verständig und vernünftig genug, sich auch ganz gut mal allein beschäftigen zu können, aber was machen wir mit Junior? Der ist zwar ausserordentlich niedlich, aber "verständig" und "vernünftig" wären jetzt nicht unbedingt die Adjektive, mit denen ich ihn beschreiben würde.

Natürlich höre ich Euch jetzt rufen: stell Dich nicht so an! Ihr habt doch Sina! Was sollen die anderen Eltern da sagen!

Ihr habt ja recht. Nur gibt es leider eine verflixte Woche, in der Sina schon ins heimische Tschechien geflohen  gereist ist und wir noch keinen Urlaub haben. Und ausgerechnet in dieser Woche haben sich alle anderen Optionen wie Omas, Tante usw in Luft aufgelöst.

Aber vielleicht löst sich unser Problem fast von selbst. Der Beste Ehemann erhielt nämlich letzte Woche eine Anfrage eines Kollegen, der eine sechzehnjährige Schweizerin kennt, die gerne Au Pair werden möchte. Nun ist sie mit sechzehn noch zu jung, als Nicht-EU-Bürger dürfte sie in Deutschland sowieso erst ab 18 Au Pair werden. Mal ganz davon abgesehen, dass es neben der legalen Frage noch ganz andere Probleme bei so einem jungen Mädchen geben dürfte, wenn sie Monate oder gar ein ganzes Jahr ins Ausland geht. Aber weil der Beste Ehemann eben der Beste ist, kam er auf die geniale Lösung, sie zu fragen, ob sie nicht für zwei Wochen zu uns kommen möchte. Die erste Woche gemeinsam mit Sina, um zu sehen, wie das alles funktioniert, die zweite Woche dann "allein" mit den Kids und mir. Damit kann sie mal ins Au-Pairing reinschnuppern, verdient noch ein Taschengeld und wir haben unser Betreuungsproblem gelöst. Wäre das nicht wunderbar?

Demnächst wollen wir mal skypen, also drückt uns die Daumen, dass wir uns sympathisch sind! Sina freut sich jedenfalls schon riesig auf eine "kleine" Schwester.

PS: Falls hier Familien ohne Au Pair mitlesen: wie macht Ihr das mit der Ferienbetreuung? Das ist mir wirklich schleierhaft.

Dienstag, 10. Juli 2012

Vor- und Nachteil eines Home Office

Als wir vor einem Jahr an den Bodensee zogen, konnte ich meinen Arbeitgeber davon überzeugen, dass ich die Datenbanken unserer Kunden genauso gut auch von daheim betreuen kann. Seitdem verfüge ich über ein häusliches Arbeitszimmer, wie es das Finanzamt so schön nennt.

Meistens bin ich mir bewusst, welch luxuriöses Leben ich hier führe. Ich sehe meine Kinder nicht nur morgens und abends, ich kann jederzeit Handwerker oder Pakete in Empfang nehmen, wichtige Arzt- oder Friseurtermine lassen sich flexibel planen. Und wenn ich Kollegen sehen möchte, muss ich nur anderthalb Stunden fahren, so dass ich nicht vereinsame.

Aber es gibt auch Nachteile.

Während ich diese Zeilen schreibe, steht neben mir ein Glas Latte Macchiato. Zumindest steht das auf dem Glas drauf. Drin ist Espresso. Und Hafermilch.

Sina hat (mal wieder) die ganze (Kuh-)Milch ausgetrunken - das Mädel hat einen Milchverbrauch, da kommt man mit dem Nachschub nicht hinterher. Und im Gegensatz zu meiner Arbeitsstelle gibt es hier leider keinen Hausmeister, den ich mal kurz zum Milchkaufen losschicken kann.

Hafermilch. Schluchz.

Dienstag, 3. Juli 2012

Wie ersetzt man Paprikapulver?

Heute gibts wieder mal was zum Schmunzeln, aus der Rubrik Kochen. Vorher möchte ich noch einen Disclaimer voranschicken, dass Sina sich wirklich Mühe gibt und ich mir auch bewusst bin, was für einen Luxus ich geniesse, dass ich mich mittags an den gedeckten Tisch setzen kann. Aber ihr passiert halt doch das eine oder andere Malheur...

Ich sitze in meinem Arbeitszimmer und mein Magen knurrt. Kein Wunder, umschmeicheln doch schon seit Stunden leckere Gulasch-Düfte meine Nase. Endlich, die Kinder kommen, jetzt gibts Essen!

Ich verteile grosszügig Gulasch auf die Teller, das lieben wir nämlich alle. Töchterchen nimmt einen Bissen und schreit sofort: "Scharf!" Nun reagiert ihr zarter Kindergaumen auch auf millionstel Gramm Pfeffer, drum ist meine erste Reaktion erstmal: "dann nimm etwas mehr Reis, so schlimm ist es bestimmt nicht."

Und dann nehme ich meinen ersten Bissen. Und Tränen steigen mir in die Augen. Das brennt!

Sina ist das gleich wieder total peinlich. Die Kinder jammern, sie haben Hunger. Das können sie ja wirklich nicht essen. Aber sie haben auch nix gegen Reis ohne alles. Ich esse tapfer meinen Gulaschteller auf, einmal, weil ich ganz gern auch mal scharf esse und das wegen der Kids viel zu selten kriege, zum andern, um Sina zu trösten. Aber es ist wirklich höllisch scharf, echt an der Schmerzgrenze. Warum nur?

Wir gehen das Rezept durch. Sina schwört Stein und Bein, dass sie sich an alles gehalten hat. Ich frage "Hast Du auch nicht Paprikapulver mit Cayenne-Pfeffer verwechselt?" und zeige ihr das Cayenne-Glas, das die gleiche Form hat. Sie schüttelt den Kopf. Wir wundern uns. Und dann...

"Da war nicht mehr genug Paprikapulver, dann hab ich halt das andere genommen."

"Welches andere?"

Sie zeigt auf mein Gewürzregal. Zwischen Basilikum, Oregano und Thymian sehe ich.... Chiliflocken.

"Ääääääh... wieviel hast Du denn davon genommen?"

"Wie im Rezept steht. Zwei gehäufte Esslöffel."






Donnerstag, 28. Juni 2012

Die kleinen Unterschiede

Bei uns ist die Welt wieder in bester Ordnung, Sina fühlt sich wohl und denkt immer noch, dass es ihre beste Entscheidung war, zu uns zu kommen.

Daher kann ich mich von Dramen ab- und allgemeinen Aupair-Betrachtungen zuwenden.

Das Tolle am Leben mit einem Au Pair ist ja die Gelegenheit, eine andere Kultur ganz aus der Nähe kennenzulernen, ohne selbst dafür verreisen zu müssen. Besonders spannend finde ich immer die kleinen Unterschiede, die man erst nach einiger Zeit wahrnimmt. In unserem Hause unvergessen bleiben wird die Unterhaltung mit unserem argentinischen Au Pair Tina darüber, wie mit Nacktheit umgegangen wird.

Wir sind, glaub ich, insofern typisch deutsch, dass uns nackte Leute nicht wirklich aufregen. Auch innerhalb unserer Familie haben wir dazu ein entspanntes Verhältnis. Die Blaue Dame rechts hängt bei uns im Wohnzimmer.

Und morgens herrscht im Bad reger Durchgangsverkehr von den Kindern, Besten Ehemann und mir.

Tina erzählte uns irgendwann, dass in Argentinien Nacktheit immer noch ein Tabu darstellt. Sie persönlich habe ihre Eltern noch nie nackt gesehen.

Da kam Töchterchen gar nicht mehr drüber weg.

"Warum nicht?"

"Das ist bei uns eben so."

"Aber... willst Du Deine Eltern denn nicht nackt sehen?"

"Ähhhhhh....ehrlich gesagt, nein...."

"Warum denn nicht?"

...


Aber zurück in die Gegenwart, zu Sina. Letzte Woche stellte sich heraus, dass sie wohl die ersten Tage bei uns richtig Hunger gelitten hat! Das fand ich ganz furchtbar, drum hakte ich noch etwas nach. Ich war mir nämlich keiner Schuld bewusst gewesen, ich hatte ihr immer Nachschlag angeboten, und weil ich weiss, dass so schüchterne Mädels auch eher mal nein sagen, immer darauf geachtet, dass reichlich Essen auf dem Tisch stand.

Aber Sina orientierte sich an unseren Portionsgrößen und schämte sich dann wohl, mehr zu nehmen als wir. Anscheinend essen die Leute in Tschechien mehr. Sie sagte, sie war sehr überrascht darüber, wie wenig wir essen würden, besonders der Beste Ehemann. Ihr Vater würde mindestens das doppelte essen.

Auweia.





Montag, 18. Juni 2012

Alles wieder gut?

Ich freue mich, Euch mitteilen zu können, dass wieder Frieden und Freude in unseren Haushalt eingekehrt ist.

Sina war letzte Woche bei einem Konzert von acoustic revolution in der Lindauer Spielbank. Sie hatte sich sehr darauf gefreut, junge Leute kennenzulernen und mal so richtig abzutanzen. Zu ihrer grossen Überraschung war das Konzert bestuhlt - was aber gut war, da die Besucherschaft fast ausschliesslich aus Senioren bestand, die hätten das Konzert kaum stehend durchgehalten. Die Jungs von der Band waren wohl selbst etwas überrascht, und fragten auch fürsorglich nach dem ersten Song, ob die Musik so etwa zu laut wäre.

Trotz des Mangels an Jungvolk tat Sina der Ausflug, wie ich mir gehofft hatte, sehr gut, und sie fand dadurch ihre gute Laune wieder. Am Samstag, als der Beste Ehemann dem Rasen zu Leibe rücken wollte, fragte sie sogar, ob sie nicht rasenmähen dürfe, sie hätte das noch nie getan. Und mähte wirklich unsere 1000-qm-Wiese! (Und damit ihr nicht denkt, wir wären Ausbeuter, es schien ihr wirklich Spass zu machen, sie hat bereits gefragt, ob das schlecht für den Rasen wäre, wenn man ihn jede Woche mäht.)

Mit dem "schlimmen Problem" vielleicht überwunden, vielleicht auch nur unterdrückt, beschränkt sich das Blogfutter glücklicherweise wieder auf Kleinigkeiten. Wie zum Beispiel das Mittagessen, bei dem Sina kreativ Kichererbsen mit Paprika und Hackfleisch anbriet - allerdings ohne die Kichererbsen vorher über Nacht einzuweichen und zu kochen. Sina machte gleich ein ziemlich verzweifeltes Gesicht, aber um sie aufzumuntern, erklärte ich fröhlich, dass wir sowieso noch viele Reste im Kühlschrank hätten, die gegessen werden müssten. Nachdem die Kinder also versorgt waren, schüttete ich Wasser in die Pfanne, liess die Hülsenfrüchte einfach gemeinsam mit dem Rest einweichen und vertagte die Kichererbsen-Mischung auf den Abend. Da schmeckte das Ganze überraschend lecker - wenn auch immer noch etwas knusprig...

Mittwoch, 13. Juni 2012

Au Pair Garden

Lisa hatte die gute Idee, sich mal auf Facebook nach Au Pair Gruppen umzuschauen. Ich halte ja Facebook eigentlich für Teufelszeug, aber habe mich unserem argentinischen Au Pair zuliebe bei Facebook angemeldet, so dass wir besser in Kontakt bleiben können. Was tut man nicht alles für die lieben Kleinen?

Während ich immer noch davon überzeugt bin, dass Zuckerberg die Weltherrschaft anstrebt, muss ich zugeben, dass Facebook recht praktisch ist. Ich hab auch gleich einige Gruppen für Au Pairs in Deutschland gefunden, die Info werde ich an Sina weiterleiten. Und ausserdem hab ich eine coole neue Webseite entdeckt, die wie AuPairWorld Au Pairs und Familien zusammenbringt, aber viel schöner gemacht ist und eine ganze Menge interessante Infos enthält: blog.aupairgarden.com. Die Seite ist wirklich ganz neu und ich bin schon sehr gespannt darauf, wie sich der Content weiter entwickelt.

Montag, 11. Juni 2012

"Krise" trifft es nicht ganz...

Laut Wikipedia ist eine "Krise": "eine problematische, mit einem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation", also mit der Option auf eine Verbesserung des Zustands nach besagter Entscheidung.

Ich fürchte nur, sowohl besagte Entscheidung als auch deutliche Verbesserung wird wohl noch auf sich warten lassen. Sozusagen eine Dauerkrise, obwohl das ja genau genommen ein Paradox ist.

Aber lasst mich das ganze mal relativieren, so schlimm ist es auch wieder nicht. Es gibt keinen offenen Streit, sie macht ihren Job, sie steht weiterhin auch mal für Babysitting zur Verfügung. Nur die Leichtigkeit, das offene, selbstverständliche Miteinander, das ist uns abhanden gekommen.

Ich habe sie gestern abend darauf angesprochen, gefragt, ob es ihr noch gut bei uns geht. Sie antwortete, dass alles gut wäre, sie fühle sich wohl, aber es gäbe ein Problem. Sie könnte mir nichts Näheres dazu sagen, nur, dass es nicht unsere Schuld sei, sondern allein ihr Problem. Wörtlich sagte sie, "das ist nur, weil ich dumm bin." Sie will versuchen, darüber hinwegzukommen.

Normalerweise würde ich versuchen, sie dazu zu bewegen, konkreter zu werden, denn Probleme so unter den Teppich zu kehren, ist oft der Anfang vom Ende. Aber auf die Gefahr hin, genauso kryptisch zu klingen wie sie: ich habe eine Vermutung, was ihr Problem ist. Und wenn es das ist, was ich befürchte, dann sollte es besser nicht ausgesprochen werden, da beiden Seiten dann eigentlich als Konsequenz nur bleibt, das AuPair-Verhältnis zu beenden. Das fände ich sehr schade, denn ich mag sie und die Kinder lieben sie. Ich hoffe, sie braucht nur ein bisschen Ablenkung, um über ihre "Dummheit" hinwegzukommen.

Sie muss neue Leute kennen lernen, rauskommen, eigene Freunde hier finden. Ich weiss, dass es in Süddeutschland oft schwer ist, Anschluss zu finden, und ich bin nicht sicher, wie ich ihr da helfen kann. Ich bin offen für alle Vorschläge! Gibt es eigentlich ein Forum für Au Pairs in Deutschland, über das sich die Mädels kennenlernen und austauschen können?

Freitag, 25. Mai 2012

3-Monats-Krise

Da kommt endlich das Drama in unser Haus, und ich schreib nicht drüber! Aber es ist gar nicht so einfach, das Drama hat viele Facetten, und einige davon liegen sicher bei mir. Trotz gutem Wetter, Bestem Ehemann und lieben Kindern fühle ich mich in den letzten Tagen mau. Gereizt. Kann es sein, dass die Drei-Monats-Krise nicht nur bei Au Pairs, sondern auch bei Au Pair Mamas einschlägt?

Naja, fangen wir mal von vorn an. Es war alles in bester Ordnung, als Sina uns eines späten Abends eröffnete, dass sie ziemlich sauer ist, weil sie nicht, wie zu Beginn vereinbart, den kompletten August freikriegt, sondern sich ihr freier Monat um 2 Wochen verschiebt. Dazu muss ich sagen, dass ich ihr ein paar Tage vorher unser Dilemma erklärt habe, dass nämlich Flugtickets im August nur von Krösussen (Krösen?) bezahlt werden können, die Preise ab Mitte August aber sinken. In unserem Falle sparen wir 1200 Euro. Und soweit ich sehen konnte, hatte sie keine festen Termine im August, sie wollte nur allgemein Freunde und Familie treffen. Daher bot ich ihr an, als ich mal gemütlich beim Bier mit ihr zusammensass, zum Ausgleich Anfang August ihre Freunde hierher einzuladen. Sie müsste dann unter der Woche auch nicht die volle Zeit arbeiten und könnte mit ihren Freunden am Wochenende den Bodensee unsicher machen.

Das ist doch kein schlechter Kompromiss oder? Und zuerst fand sie das auch eine gute Idee. Bis sie die Idee dann nicht mehr gut fand und mir an jenem Abend tatsächlich vorwarf, ich hätte sie mit Absicht betrunken gemacht, um ihr diese Planänderung unterzujubeln.

Seufz. Ich sags ja. Drama.

Nachdem sich die Wogen wieder etwas geglättet haben, sind wir jetzt übereingekommen, dass sie zu Beginn der zweiten Augustwoche fahren kann und wir müssen die Woche halt irgendwie überbrücken.

Also sollte jetzt ja alles wieder in Butter sein. Ist es aber nicht. Ich merke an mir, dass ich gereizt ihr gegenüber bin, weniger fehlertolerant. Ich weiss nicht, warum mir das so nahe geht, schliesslich bin ich 20 Jahre älter, ich bin also die Erwachsene in der Beziehung und sollte drüber stehen und die Sache mit einem professionellen Lächeln ad acta legen können. Ich grübele da schon ein paar Tage darüber nach, warum mir das nicht gelingt.


Mittwoch, 9. Mai 2012

Steaks - eine Leidensgeschichte



Als alte Mathematikerin sag ich es mal so: einhundert Prozent unserer Stichprobe von Au Pairs (n=2) haben keinen Respekt vor gutem Fleisch.

Beim Hofladen in unserer Nähe kann man viermal im Jahr Biofleisch kaufen, dann halt dafür gleich größere Mengen. Vor ca einem halben Jahr erstand der beste Ehemann also insgesamt 5 kg Fleisch, die großteils aus Gulasch, Braten und Suppenfleisch beinhalteten, aber auch zwei wunderschöne Bio Filet-Steaks. Der Beste Ehemann, der die Fleischkiste am Abend nach Hause gebracht hatte, träumte den ganzen darauffolgenden Tag von dem Steak, was er am Abend essen würde.

Aber da hatte er die Rechnung ohne Au Pair Nr 1 gemacht. Selbige hatte die guten Stücke aus dem Kühlschrank geholt, kleingeschnitten, richtig schön durchgebraten und in Sosse ertränkt den Kindern serviert. (Und das als Argentinierin!)

Der Beste Ehemann brauchte eine Woche, um sich von diesem Schmerz zu erholen. Ich werde nie vergessen, wie er mit gebrochener Stimme "mein Filet Steak" vor sich hin murmelte...

Fast forward zu dieser Woche. Der Beste Ehemann eröffnete mir überglücklich, dass er einen Arbeitskollegen kennengelernt hatte, der bestes Amerika-Beef importiert, und nachdem wieder mal ein grösserer Geldbetrag den Besitzer gewechselt hatte, kam er stolz mit einer Styroporkiste gefüllt mit Sirloin, New York Strip und sogar Bison Steaks nach Hause.

Und was machte Au Pair Nummer 2 draus?

Yep. Schuhsohle.


Montag, 16. April 2012

Immer noch keinerlei Drama in Sicht

Bei uns ist alles weiterhin bestens. Gestern abend teilten Sina und ich uns schwesterlich eine Sofadecke und sprachen über Gott und die Welt. Irgendwann fragt sie: "Bitte, Du musst mir sagen, was mache ich nicht richtig?"

Ich: "Wieso? Da ist wirklich nix, alles läuft wunderbar."

Sina: "Das kann nicht sein, ich bin jetzt 5 Wochen da und es ist immer noch so perfekt, sowas gibt es nicht!"


Aber wer weiss, am Wochenende wollen wir alle für 4 Tage nach Frankfurt fahren, und Sina darf sich dann ein Hotelzimmer mit den beiden Rackern teilen. Wenn nicht mal das ihrer guten Laune einen Dämpfer verpasst, dann weiss ich wirklich nicht mehr weiter...

PS: Wenigstens ist woanders die Aupair-Welt noch in Ordnung und bietet ausreichend Blogstoff, schaut mal hier, ich habe Tränen gelacht:
 https://zwillingsblog.wordpress.com/2012/04/14/der-vibraor-in-der-tute/

Sonntag, 8. April 2012

Au Pairs im Spiegel

Gestern gesehen bei Spiegel TV, eine Reportage über zwei junge Mädchen, die für ein Jahr nach USA als Au Pair gehen: http://www.spiegel.tv/#/filme/abenteuer-au-pair/

Den Film muss ich unbedingt Sina zeigen, damit sie sieht, wie gut sie es bei uns hat :-). Immerhin hat ihr Zimmer Tageslicht (wie übrigens in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben).

Montag, 2. April 2012

Die schreckliche deutsche Sprache

Sinas* Sprachkenntnisse verbessern sich rasend schnell. Das ist natürlich sehr erfreulich, führt aber auch dazu, dass ich jetzt mehrmals täglich meine Mutter, Deutschlehrerin ihres Zeichens, anrufe, um mir die Verrücktheiten der deutschen Sprache erklären zu lassen.

Ich finde Sinas Fragen wirklich spannend, drum hier ein paar Auszüge:

- Was bedeutet eigentlich das "ja" in einem Satz wie "Ich habe ja ..."
- Wann sagt man "jedoch" und wann "doch"?
- Gibt es "Ich habe gesollt?"
- Was ist der Unterschied zwischen "überhaupt" und "gar"?
- Was heisst "zwar"?

Den gestrigen Abend beendeten wir dann gemütlich auf der Couch, wo wir uns gegenseitig Mark Twains herrlichen Artikel über die schreckliche deutsche Sprache vorgelesen und dabei Tränen gelacht haben:

Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so unordentlich und systemlos daherkommt und dermaßen jedem Zugriff entschlüpft. Aufs Hilfloseste wird man in ihr hin und her geschwemmt, und wenn man glaubt, man habe endlich eine Regel zu fassen bekommen, die im tosenden Aufruhr der zehn Wortarten festen Boden zum Verschnaufen verspricht, blättert man um und liest: „Der Lernende merke sich die folgenden Ausnahmen.“ Man überfliegt die Liste und stellt fest, dass es mehr Ausnahmen als Beispiele für diese Regel gibt. Also springt man abermals über Bord, um nach einem neuen Ararat zu suchen, und was man findet, ist neuer Treibsand. 


*Name von der Redaktion geändert, weil S. beim Lesen so komisch klingt und im Genitiv unaussprechlich wird.

Sonntag, 1. April 2012

Das glaubt mir ja doch keiner!

Ganz ehrlich, das folgende ist kein Aprilscherz. Aber es ist wirklich zu gut, um wahr zu sein.

Freitag abend genossen Bester Ehemann und ich unsere neugewonnene Freiheit und schauten uns "Die Tribute von Panem" im Kino an (unbedingt ansehen! Oder noch besser, die Bücher lesen! Originaltitel "The Hunger Games").

Das alleine ist ja für Eltern ein echter Luxus. Aber welcher Überraschung erwartete uns erst bei unserer Rückkehr?

Der Flur aufgeräumt.
Das Wohnzimmer aufgeräumt.
... und ...

*Trommelwirbel*
*Trommelwirbel*
*Trommelwirbel*

das Bad geputzt.

Ich sag ja, das glaubt mir niemand.

Donnerstag, 29. März 2012

Ein weiterer Grund...

... warum S. einfach ein Traum ist:

Ich bügele nicht. Bei zwei Vollzeitbeschäftigten mit zwei Kindern ohne Putzfrau müssen gewisse Haushaltsleistungen einfach unter den Tisch fallen. Bei uns ist es das Bügeln. (Und das Fensterputzen. Und... naja, hören wir lieber auf.)

Es ist wirklich erstaunlich, wie gut man im täglichen Gebrauch auf Bügeln verzichten kann. Bis auf die Arbeit, da trägt Bester Ehemann Hemden. Und leider bieten die örtlichen Reinigungen keine günstigen Hemden-Waschen-und-Bügeln-Tarife an. Also unterbreiteten wir S. folgenden Vorschlag:

"Liebe S., Bester Ehemann braucht im Monat 20 Hemden. Was hältst Du davon, wenn Du sie bügelst, und wir Dir dafür nochmal 20 Euro Taschengeld geben, also 1 Euro pro Hemd?"

"Klar, kann ich machen. Aber..." Sie schaut uns fragend an. "... aber warum wollt Ihr mich dafür bezahlen???"

Mittwoch, 28. März 2012

Bestechung

Alle in unserer Familie haben S. sehr schnell ins Herz geschlossen. Alle? Naja, alle bis auf Söhnchen. Obwohl wir versucht haben, S. nicht als Ersatz für T. zu präsentieren, denke ich, dass er es ihr einfach übelnahm, dass T. nicht mehr da ist. Es kam soweit, dass er jede Handreichung von S. ablehnte. "Nicht die!"

Mir war klar, da müssen stärkere Geschütze ran, bevor die Beziehung zwischen den beiden ganz ruiniert ist. S. gibt sich alle Mühe, aber ich kenn das, wenn man immer nur Ablehnung erfährt, gibt man irgendwann auf.

Kennt Ihr Chuggington? Die Züge sind bei uns der absolute Hit. Weihnachten brachte der Weihnachtsmann (übrigens dem deutschen Wetter entsprechend vollständig bekleidet) eine Chuggington-Garage in Form von Wilson, in den siebzehn! kleine Chuggington-Loks passen. Geburtstage und Weihnachten für die nächsten Jahre haben wir und die ganze Verwandtschaft also ausgesorgt. Für Notfälle hatte Bester Ehemann eine Lok, nämlich Mtambo, auf Vorrat eingekauft. Und in einem Anflug von wahrer Genialität gab ich diese S., damit sie sie Söhnchen als Geschenk von ihr überreichen konnte.

Was soll ich sagen? Mein Sohn ist definitiv bestechlich. Als ich ihm gestern nachmittag zwei Schoko-Eier gab, schaute er sie an, schaute mich an und fragte: "Darf S. auch Schoko haben?" und teilte sie dann brüderlich mit ihr.

Alles wird gut.


Mittwoch, 21. März 2012

The Perfect Storm

Gestern verdeutlichte mir wieder mal, wie hart diese working-mum-Geschichte wirklich sein kann.

Junior war schon den 2. Tag krank. Eigentlich kein grosses Problem, er ist ein einfacher Kranker, will dann viel schlafen und kuscheln. Ist ja auch toll, wenn alle, inklusive grosser Schwester, sich um einen bemühen.

Töchterchen hat Dienstags bis 15:00 Schule, S. sollte sie abholen. Um vier musste ich eine wichtige Telefonkonferenz leiten, mit Söhnchen auf dem Schoss unmöglich, also bat ich S., ja rechtzeitig wieder da zu sein.

10 Minuten vor vier waren die beiden Mädels noch nicht zurück. Ich schaltete bereits in Panik-Modus, zog Söhnchen in Windeseile an und spurtete mit ihm im Kinderwagen raus, den beiden entgegen. Was sehe ich? S. trägt mein Töchterchen im Arm! Töchterchen war wohl aus der Schule gekommen und sofort zusammengebrochen. Den ganzen Weg, laut Google Maps immerhin anderthalb Kilometer, hat S. sie getragen, und Töchterchen wiegt mittlerweile 20 kg. Einfach nur: Wow.

Ich konnte ihre heroische Leistung leider in dem Moment nicht wirklich würdigen, nahm ihr Töchterchen ab, drückte ihr den Kinderwagen in die Hand und sprintete zurück. Zuhause legte ich Töchterchen aufs Sofa, rannte ins Arbeitszimmer, wählte mich in die Telefonkonferenz ein und gerade, als die ersten Teilnehmer hereinkamen, hörte ich von unten Würgegeräusche und verzweifelte "Mama"-Rufe...

Aber S. nahm sich der Sache meisterhaft an und als ich meine Konferenz endlich beenden konnte, schlief Töchterchen bereits erschöpft auf dem Sofa...



Donnerstag, 15. März 2012

Die Freude, ein Au Pair zu haben...


So hat S. den Tisch vorbereitet, bevor sie los ist, die Kinder abzuholen. Ist das nicht ein Traum? Ich wette, jetzt wollt Ihr auch alle ein Au Pair, gelle?

Montag, 12. März 2012

Zukunftsängste

Töchterchen: "Wenn S. nach Hause geht, werden wir dann bei ihr genauso weinen wie bei T.?"

Friede Freude Eierkuchen

In unserem Hause läuft es immer noch verdächtig gut. Da bleibt das Blog wohl langweilig.

Was kann ich über S. sagen? Sie ist freundlich, höflich, fleissig. Sie hat ein tolles, mitreissendes Lachen. Sie spült auch am Wochenende mal völlig ungefragt Geschirr ab. Sie hat überhaupt kein Problem, mal länger auf die Kids aufzupassen. Sie ist ziemlich ruhig, das liegt wohl vor allem am fehlenden Wortschatz. Sie träumt gern vor sich hin. Den Mama-Blick hat sie noch nicht - den, wo die Augen im Hinterkopf sehen, dass gleich ein Teller runterfällt - aber wir wollen mal nicht vergessen, dass sie ja auch erst Neunzehn ist.

Sie glaubt (noch), im Paradies gelandet zu sein. Ich weiss, dass hier die Honeymoon-Gefühle aus ihr sprechen, aber schön ist es doch, jemanden bei uns zu haben, dem Deutschland gefällt. Das war bei T. eher nicht so. S. hat auch ganz klar gesagt, dass sie erstmal nicht durch halb Europa reisen möchte, sondern dass Deutschland ihre Priorität ist. Und das allerbeste? Sie möchte jetzt doch länger als nur 5 Monate bleiben!



Donnerstag, 8. März 2012

Argentinien und der Weihnachtsmann

Gestern abend beim Ins-Bett-Bringen:

Töchterchen: "Ich möchte T. sooo gerne wieder sehen."
Mama: "Vielleicht können wir sie mal besuchen? Vielleicht übernächstes Weihnachten, da ist dann dort Sommer und warm, das wär doch toll!"
Töchterchen macht ein zögerliches Gesicht. "Aber da kommt doch der Weihnachtsmann nicht!"
Mama: "Wieso denn nicht, der kommt in jedes Land."
"Aber dann versteht er mich doch gar nicht, dann spricht er doch Spanisch!"
"Nein, das ist der gleiche Weihnachtsmann, der überallhin kommt, der spricht alle Sprachen. Deinen Wunschzettel versteht er auf jeden Fall."

Töchterchen ist noch nicht überzeugt. "Ist ihm da nicht viel zu warm in seiner dicken Jacke?"

Wir sind dann übereingekommen, dass der Weihnachtsmann bei Bedarf seine Jacke ausziehen und in roter Badehose die Geschenke verteilen kann. Also steht einem Argentinien-Urlaub nichts mehr im Wege. Und ich hab jetzt dieses Bild im Kopf von einem dicken, alten Mann mit weissem Bart, der in einer winzigen roten Badehose und schwarzen Stiefeln am Strand umherstapft.

Dienstag, 6. März 2012

Alles gut

Dieses Blog muss ich wohl bald abstellen. Man braucht schliesslich Drama, um gute Posts zu verfassen, aber S. ist so lieb und ruhig und hilfsbereit, ich fürchte, da wird's nichts mit dem Drama. (Na hoffentlich sind das keine berühmten letzten Worte!)

Ihre Erfolge heute: Söhnchen mit dem Fahrrad abgeholt, Söhnchen ohne jegliche Probleme zum Mittagsschlaf gebracht (er musste um halb fünf geweckt werden!), mit Töchterchen gemalt, sich von den Kindern schminken lassen, Kinder zum Spülmaschinenausräumen überzeugt, mir abends beim Kochen geholfen und die Kinder ins Bett gebracht. Nicht schlecht für einen ersten echten Arbeitstag, oder?

Montag, 5. März 2012

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt...

Dieses Wochenende war eine richtige Achterbahn der Gefühle. Samstag früh holten wir S. vom Bahnhof ab, sie war die ganze Nacht durchgereist, aber hat sich den ganzen Samstag tapfer geschlagen. Töchterchen belegte sie sofort mit Beschlag, da gabs gar keine Probleme. Söhnchen verhielt sich da zu Beginn schon wesentlich reservierter, er schaute die erste Stunde sehr grummelig drein, das beherrscht er zur Perfektion. Aber übers Essen kriegt man ihn immer, als S. ihm das erste Glas Birnenmus in die Hand drückte, war die Welt für ihn wieder in Ordnung.

Samstag nachmittag schien die warme Frühlingssonne auf Besten Ehemann und mich im Liegestuhl, während S. mit den Kindern Frisbee im Garten spielte. Einfach traumhaft! Der Start konnte jedenfalls gar nicht besser sein.

Und heute verabschiedeten wir uns schweren, schweren Herzens von T. Wir haben alle geheult. Naja, Bester Ehemann grummelte herum, was auf das gleiche hinausläuft (klar, Söhnchen hat das von ihm, von wem denn sonst?) Die Kinder weinten wirklich herzzereissend. Söhnchen verstand erst zum Schluss, dass T.  nicht wieder kommt. Töchterchen sass im Auto und schluchzte immer wieder: "Bitte, komm zurück, bitte komm zurück..."

Später, zu Hause, fragte sie mich: "Warum halten Erwachsene das so viel besser aus?".




Freitag, 2. März 2012

Allerletzte Vorbereitungen - morgen kommt sie!

Morgen kommt S., unser neues Au Pair Mädchen aus der Tschechei. T und ich haben das Zimmer geputzt, das Bett ist frisch bezogen, Süssigkeiten und eine Grundausstattung Drogerieartikel stehen auf ihrem Tisch, Begrüssungskarten sind gemalt, Muffins backen gerade, was fehlt also noch?

Genau, der Au Pair Ordner. Hier ist der deutsche Text, mal sehen, ob sie damit klarkommt, wenn nicht, übersetze ich ihn noch in den nächsten Tagen. T. war jedenfalls ganz stolz, dass sie alles verstanden hat, dann lohnte sich das letzte Jahr also doch!

Im Ordner kleben auch Kinderfotos und selbstgemalte Bilder, damit es nicht zu streng aussieht. Ausserdem ist noch ein Wochenplan drin, mit den Abholzeiten und Bemerkungen, wenn an einem Tag etwas speziell zu beachten ist (z.B. Turnbeutel mitgeben).


Allergie

-          Töchterchen ist allergisch gegen Cashew Nüsse, sie darf nichts essen, was dies enthalten kann. (Zum Beispiel Studentenfutter!) Bei ihr besteht die Gefahr eines allergischen Schocks, daher haben wir auch ein Notfallset.
-          Söhnchen ist allergisch gegen vielerlei, vor allem aber Ei, Weizen, Haselnuss und Banane. Daher solltest Du unterwegs für ihn immer Snacks dabei haben. Bei uns im Haus verwenden wir mittlerweile viel Dinkelprodukte als Ersatz für Weizen. Ei kann beim Backen durch Birnenmus ersetzt werden.

Bankkonto

-          Wir werden ein Bankkonto einrichten und werden Dir immer zum 1. eines Monats 260 Euro darauf überweisen. Mit Deiner EC-Karte kannst Du dann Geld abheben, am besten nutzt Du nur die Geldautomaten Deiner Bank, andere Banken erheben teils saftige Gebühren. Das Konto kannst Du nicht überziehen.
-          Du kannst auf vielen deutschen Webseiten einfach elektronisch Geld direkt von Deinem Konto überweisen, ohne eine Kreditkarte.

Fernsehen

-          Wir möchten nicht, dass unsere Kinder viel Fernsehen. Uns ist einfach aufgefallen, dass ihr Verhalten nach einem längeren Film stark zu wünschen übrig lässt, sie können danach nicht mehr spielen, sind schlechter Laune, überdreht, usw. Sie dürfen am Wochenende morgens DVDs anschauen, bis wir aufstehen. Unter der Woche dürfen sie nur jeden 2. Tag und dann nur eine halbe Stunde (z.B. eine Folge einer Kinderserie) anschauen.

Internet und Telefon

-          Wir haben eine Internet-Flatrate. Wir möchten Dich aber bitten, während Deiner Arbeitszeit nicht ausgiebig zu surfen.
-          Es ist in Deutschland verboten und wird mit hohen Geldstrafen (bis 20 000 €) bestraft, wenn  man Musik oder Filme herunterlädt. Streaming wird zwar als Grauzone betrachtet, trotzdem sollte man Vorsicht walten lassen, die entsprechenden Webseiten sind oft auch virenverseucht.
-          Gespräche ins Festnetz Deutschland kannst du kostenlos von unserem Telefon aus führen.
-          Längere Gespräche ins Ausland bitte über Skype o.ä. durchführen.
-          Wir stellen Dir ein Handy zur Verfügung. Aufladen kannst Du es über Vodafone-Karten, die Du an Supermärkten und Tankstellen kaufen kannst. Wenn Du damit im Ausland telefonierst (auch wenn Du angerufen wirst!), ist es teuer, Deine Karte wird dann also sehr schnell leer werden und es ist nicht einfach, sie im Ausland wieder aufzuladen.



Kinder - Aktivitäten

-          Nach dem Mittagessen geht Söhnchen schlafen, diese ruhige Zeit sollte Töchterchen nutzen, um ihre Hausaufgaben zu machen.
-          Wenn die Hausaufgaben fertig sind, kann sich Töchterchen mit ihren Freunden verabreden. Die Telefonliste hängt in der Küche. Zu Maxi kann sie auch selber laufen, muss aber anrufen, wenn sie dort angekommen ist (vorher nochmal erinnern J).
-          Spiele drinnen: Töchterchen liebt Brett- und Kartenspiele. Söhnchen ist da eher noch Beginner J, aber Memory oder Uno spielt er auch schon gern. Zug und Kugelbahn bauen. Beide tanzen sehr gerne. Malen/Basteln finden beide toll. Und natürlich Vorlesen!
-          Spiele draussen: Auf der Strasse vorm Haus fahren, Fussball spielen, mit Kreide malen, zum Waldspielplatz gehen, mit dem Rad zur Bibliothek fahren, ...
-          Pflichten: Töchterchen und Söhnchen sollen auch Pflichten übernehmen. Das heisst konkret, dass sie täglich die Spülmaschine ausräumen (das können sie schon allein), und beim Tischdecken/-abräumen helfen sollen. Ausserdem sollten sie regelmässig ihr Zimmer aufräumen.
-          Schlechte Laune: Söhnchens schlechte Laune bessert sich häufig schlagartig, wenn er a) etwas zu essen bekommt oder b) rausgeht. Er hilft auch sehr gerne beim Kochen und Backen. Bei Töchterchen ist schlechte Laune/ Weinerlichkeit häufig ein Zeichen, dass sie müde ist. Da hilft oft eine Ruhezeit, in der sie etwas liest oder in ihrem Zimmer eine CD anhört. Musik ist immer hilfreich.

Kindergarten

-          Öffnungszeiten 07:30 – 12:30,
spätestens bis 9:00 morgens hinbringen, frühestens 12:00 abholen.
-          Söhnchen geht in die Käfergruppe, die Betreuerinnen heissen S1 und S2.

Medikamente

-          Befinden sich im Hauswirtschaftsraum erster Schrank links. Dort liegt auch ein:
-          Notfallset allergischer Schock. Das ist eine Spritze, die man sogar durch die Hose ins Bein spritzen kann.

Mülltrennung

-          Deutschland ist Recycling-Land ;-). In der Küche unter der Spüle gibt es Abteilungen für Papier und Pappe, Biotonne (alle Lebensmittelreste, auch Fleisch) und Restmüll. Rechts daneben ist der „Gelbe Sack“ für Plastikabfälle. Im Hauswirtschaftsraum sammeln wir Altglas und Pfandflaschen. Einfach fragen, wenn Du Dir nicht sicher bist, das ist auch für Leute kompliziert, die damit aufgewachsen sind.



Telefonnummern

-          NOTFALLNUMMER   112 (Für alles, Feuer, Polizei, Krankenwagen)
-         GIFTNOTRUF   0761 19240
-          Mama (Handy:, Arbeit, Haus)
-          Papa (Handy, Arbeit)
-          Kindergarten
-          Schule  
-          Englisch-Unterricht  
-          Musikschule

Webseiten

-          Stadt:
-          Bücherei:
-          Bodo Fahrplan: www.bodo.de
-          Bahn: www.bahn.de
-          VHS: http://www.vhs-fn.de
-          Spiegel (Wochenzeitschrift): www.spiegel.de

Schule

-          Fängt morgens um 8:15 an und hört um 12:30 auf, ausser Dienstags. Dienstags kann Töchterchen bereits ab 7:30 in die Turnhalle, und sie hat nachmittags Unterricht bis 15:15.
-          Ihre Lehrerin heisst Frau xxx.
-          Töchterchen geht ausserdem Montag nachmittag von 14:00 – 15:00 in einen Englisch-Kurs in Nachbarstadt. Du fährst mit ihr mit dem Bus dahin, der Bus fährt 13:27 ab Zentrum los.
-          Donnerstags hat Töchterchen Klavierstunde, da bringe ich sie aber momentan selbst hin.

Sprachkurs

-          Die VHS in Nachbarstadt bietet verschiedene Kurse „Deutsch als Fremdsprache“ an. Es gibt Vormittagskurse, die 2mal in der Woche von 8:30 – 11:00 stattfinden, das würde also gut passen.
-          Unter http://www.vhseinstufungstest.de/ kannst Du herausfinden, welcher Kurs zu Deinen Kenntnissen passt.

Urlaub

-          Zusätzlich zum Wochenende stehen Dir 2 Tage pro Monat Urlaub zu. Diese kannst Du nehmen, wie und wann Du möchtest, aber bitte spreche Dich rechtzeitig mit uns ab, so dass wir planen können.
-          Es gibt sehr günstige Wege, Europa zu entdecken, Billig-Flüge, Jugendherbergen, Bayernticket, Mitfahrgelegenheiten usw. Frag uns einfach, oder frag T. J

Mittwoch, 29. Februar 2012

Mehr Selbstdarsteller

Ein Mädchen aus Italien schreibt in ihrem Profil:
Ich moechte neuen Erfahrungen sammeln, neuen Leute und eine neue Kultur kennenlernen. 

 Soweit, so gut, aber ihre Aufgeschlossenheit erstreckt sich nicht auf neue Technologien:
Ich habe kein skype, aber wenn Sie Sie brauchen das Gefühl können wir für ein Interview zu treffen, aber in Italien. 

Genau, ein bisschen Einsatz kann man ja von einer Hostmama erwarten, die hat eh viel zu viel Zeit, dann kann sie auch kurz nach Italien fahren, Skype ist da viel zu überschätzt. Da hat sie auch gleich die Möglichkeit, die Familia kennenlernen, Papa und die 6 grossen Brüder sowie diverse Onkel, und der Pate schaut auch noch vorbei...


Lobenswerte Eigenschaften sind ebenfalls Ehrlichkeit und Direktheit. Da fällt einem manche Entscheidung leichter. Hier die ehrliche und direkte Aussage einer Amerikanerin in ihrer ersten (und wohl auch letzten) Email an mich:
I saw that your son is allergic to some foods, I just want to check I will still be able to eat chocolate in your house because that is a total deal breaker! 



Mittwoch, 22. Februar 2012

Selbstdarsteller

Ich habe mittlerweile mein Profil in Aupair-world dahingehend angepasst, dass ich nun ein Mädchen ab September suche. Jetzt, wo ich das ganze wieder entspannter angehen kann, macht es wieder richtig Spass, die Profile der Au-Pair-Hopefuls zu durchforsten.

Dieses hier fand ich zum Beispiel sehr aufschlussreich:
XXX, bitte erzähle uns von dir und deinen Interessen
I am 5'7", and weigh about 135 lbs. I have brown hair and blue eyes. I am from Cleveland, Tennessee.

XXX, warum möchtest du als Au Pair arbeiten?
I will be graduating from Lee University in May with a degree in psychology.
Oookay... offensichtlich ist ein Abschluss in Psychologie nicht gleichbedeutend mit sozialer Intelligenz. Warum in aller Welt denkt sie, Gasteltern würden ihre Körpermaße interessieren?


Am anderen Ende des Spektrums gibts dafür das Super-Au-Pair:
I´m active and I love the outdoors.
I love traveling, learning new languages and getting to know people from different cultures and religions. I read, cook, bake, play and listen to music, go hiking, spend time outside, ride my horses, skate, snowboard, rockclimb, iceclimb, swim, lift weights, run, box, go out with friends, dance, laugh, study, take pictures and so on !
Da werd ich ja schon vom Lesen ganz ausgezehrt und kraftlos. Ja, und auch ein bisschen neidisch. Soviel Energie hatte ich nie, nicht mal in diesen undeutlich erinnerten Vor-Kinder-Tagen...

Dienstag, 21. Februar 2012

Das böse Wort: Verpflichtungserklärung


Update: Aupair-World hat seit letztem Jahr doch ihre Hilfeseiten überarbeitet. Jetzt gibt es einen Verweis auf die Verpflichtungserklärung und auch einen Hinweis, eine Abschiebeversicherung abzuschliessen: http://www.aupair-world.net/index.php/au_pair_program/germany/family/safety




Während die Post den unterschriebenen Vertrag von A nach B befördert, möchte ich mich zum Thema "Verpflichtungserklärung" auslassen. Obwohl ich ja dachte, kein AuPair-Greenhorn mehr zu sein, hörte ich das Wort im Zusammenhang mit Au Pair vor 3 Wochen das erste Mal, als Lilits Papiere hier bei der Ausländerbehörde vorlagen. Ich war ziemlich verblüfft, hatten wir dies doch bei T.s Visumsprozess nicht gebraucht, und auf Aupair-world.net hatte ich auch keinen Verweis darauf gefunden. Dr. Google klärte mich dann darüber auf, dass Argentinien eins der Länder ist, die von der Verpflichtungserklärung ausgenommen sind (Liste unten). 

Worum gehts dabei? Nun, man unterschreibt, dass man für alle Kosten, die der öffentlichen Hand durch das Au Pair entstehen, haftbar gemacht werden kann. Man denkt sich, erstmal kein Problem, eine Kranken- und Haftpflichtversicherung schliesst man ja für das Au Pair sowieso ab, also hält sich das im Rahmen.

ABER: die Übernahmeerklärung gilt nicht nur für den vertraglich vereinbarten Zeitraum, sondern bis das Au Pair ausreist oder sein Aufenthaltsstatus geändert wird (also ein neues Visum erteilt wird). Sollte das Au Pair die Familie verlassen und untertauchen, vielleicht sogar noch schwanger werden, dann kann das richtig teuer werden. Und die Erklärung kann man auch  nicht widerrufen. Siehe auch hier: Link zum Merkblatt Verpflichtungserklärung

Im Nachhinein bin ich ziemlich erleichtert, dass Lilits Visum abgelehnt wurde. Ich hatte ihr damals erklärt, was wir da unterschreiben müssen:

One thing I would like to tell you: we had to sign a paper that we will be liable for all expenses you might occur for public institutions. Of course, we are aware and will setup a health insurance for you etc, but the thing is, that we also will be held accountable if you should decide not to go back to Armenia, but stay in Germany illegally. Of course, this would be very expensive, we would have to cover everything and it could likely ruin us financially. So please tell me you do not plan to do that :-). 

Ihre Antwort dazu beruhigte mich nicht wirklich:
At your letter you talk about my illegaly staying in Germany...you know it is not such an easy thing.And no one can't say how long you can live alone,far away from family,from friends in another country....They haven't any reason ask me for that,that I will  stay in Germany.They can't prove that Aupair only is a excuse for me.

Ich glaube, von nun an suchen wir Mädchen aus den folgenden Ländern:


Andorra
Argentinien
Australien sowie Kokosinseln, Norfolkinseln, Weihnachtsinsel
Belgien
Brasilien
Brunei
Bulgarien
Chile
Costa Rica
Dänemark
El Salvador
Estland
Finnland
Frankreich einschließlich Französisch-Guayana, Französisch-Polynesien, Guadeloupe, Martinique, Neukaledonien, Reunion, St.Pierre und Miquelon
Griechenland
Guatemala
Honduras
Irland
Island
Israel
Italien
Japan
Kanada
Korea (Republik Korea)
Kroatien
Lettland
Litauen
Luxemburg
Malaysia
Malta
Mexiko
Monaco
Neuseeland einschließlich
Cookinseln, Niue,
Tokelau
Nicaragua
Niederlande einschließlich
Niederländische
Antillen
Norwegen
Österreich
Panama
Paraguay
Polen
Portugal einschließlich Macau
Rumänien
San Marino
Schweden
Schweiz und Liechtenstein
Singapur
Slowakische Republik
Slowenien
Spanien einschließlich Spanische Hoheitsgebiete in Nordafrika (mit Ceuta, Melilla)
Tschechische Republik
Ungarn
Uruguay
Venezuela
Vereinigte Staaten von Amerika einschließlich Amerikanische Jungferninseln,
Amerikanisch-Samoa, Guam, Puerto Rico
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland sowie Kanalinseln, Insel Man und Bermuda
Zypern


Für Au pairs aus diesen Ländern müssen Sie als Gastfamilie KEINE Verpflichtungserklärung abgeben, für Au pairs aus allen anderen Ländern aber schon:

Stand: 23.06.2009, Quelle: Merkblatt Hinweise zu Verpflichtungserklärungen nach §§ 66, 67 und 68 des Aufenthaltsgesetzes zu Besuchs- und Geschäftsaufenthalten und Visumsverlängerungen der Ausländerbehörde Siegburg