Montag, 24. September 2012

Krise überwunden: Arbeitszeiten

Deutschland begrenzt die wöchentliche Arbeitszeit eines Au Pairs auf 30 Stunden. Zeiten, in denen das Au Pair nicht unbedingt beschäftigt ist, aber anwesend sein muss, wie zum Beispiel der Mittagsschlaf der lieben Kleinen, zählen übrigens nicht als Freizeit, sondern müssen zu den 30 Stunden hinzugerechnet werden.

Bei uns verschwimmt die Grenze zwischen Au-Pair-als-Angestellte und Au-Pair-als-Familienmitglied. Das ist durchaus gewollt, und meistens klappt unser Zusammenleben prima. Nur sind in einer Familie die Aufgaben und deren Grenzen oft viel weniger klar definiert als in einem reinen Angestelltenverhältnis.

Unser vorheriges Au Pair setzte die Grenzen ganz klar, indem sie abends in ihrem Zimmer verschwand und bis morgens nicht mehr gesehen ward. Sina dagegen nimmt viel mehr an unserem Familienleben teil, aber dadurch läuft sie Gefahr, dass wir sie mehr in Anspruch nehmen als sie eigentlich möchte. Und genau das kochte letzte Woche hoch, als sie mir beim Frühstück, vor den Kindern, vorwarf, dass ich nie um 17:00 Feierabend machen würde.

Nachdem der Zeitpunkt für eine Grundsatzdiskussion denkbar ungeeignet war, signalisierte ich ihr, dass wir später drüber sprechen würden. (Das klingt jetzt alles sehr ruhig und wohlüberlegt, aber ehrlich gesagt, ich kochte innerlich. Vor den Kindern mir sowas an den Kopf zu werfen! Und der Beste Ehemann zieht sich natürlich immer fein aus der Affäre, der kommt erst um 6, frühestens, wieso kann der nicht auch mal um 5 auftauchen? Immer bin ich diejenige, die "eh da" ist und dann kurz die Kinder chauffieren kann, wenns regnet, oder ihre Arbeit unterbricht, um Fragen zu beantworten, oder zum Arzt geht oder oder... Und schliesslich tun wir ja auch viel für Sina! Und soviel zu tun hat sie auch nicht, gestern hat Söhnchen bis 4 Mittagsschlaf gehalten und Töchterchen kam dann erst aus der Schule! Wie kann sie es wagen!)

Nachdem ich ein paarmal tief durchgeatmet hatte, schrieb ich ihr eine Email. (Viel einfacher, dabei ruhig und gefasst zu bleiben als in einem Gespräch!)
Liebe Sina,


ich schreibe Dir mal, da es zwischen uns ja auch schnell emotional wird und das möchte ich gern vermeiden. 
Erstmal: Wir wissen, dass Du viel mehr für uns tust als Du laut Vertrag tun müsstest, Du hilfst abends bei den Kindern mit, am Wochenende, lässt uns ins Kino gehen, räumst auf ... Wir wissen das, und wir sind Dir dafür auch sehr sehr dankbar.
Zweitens: es ist gut und wichtig, dass Du etwas ansprichst, was Dich stört. Allerdings würde ich diese Dinge gern nicht vor den Kindern, und nicht während wir alle im Stress sind (also zum Beispiel morgens :-)) besprechen.

Wie gesagt, wir sind sehr froh, dass wir so ein tolles Au Pair wie Dich gefunden haben und sehen, was Du für uns und die Kinder alles machst.
Umgekehrt denke ich, tun wir aber auch mehr als manch andere Au Pair Eltern. Für das Corvus Corax Konzert zum Beispiel muss ich mir mindestens einen Tag freinehmen, aber ich mach das gerne, denn ich seh es auch als meine Aufgabe, Dir Deutschland und deutsche Geschichte nahezubringen. Gestern abend im Kino hab ich auch eine Filmvorschau von einem neuen deutschen Film gesehen, da hab ich gleich gedacht, dass ich da mit Dir hingehen werde.

Ich kann Dir auch in Zukunft nicht versprechen, jeden Tag pünktlich um 17:00 Feierabend zu machen. Ich weiss, das verlangt Dir viel Flexibilität ab, aber genauso müssen wir flexibel sein, zum Beispiel Kinder holen/wegbringen, wenn das Wetter schlecht ist etc. Ich möchte Dich daher bitten, wenn Du konkret etwas vorhast, so wie gestern, dann sag mir das, dann kann ich das einplanen, zum Beispiel, in dem ich Mittags durcharbeite. Ich kann auch schon mal früher am Nachmittag aufhören, also lass uns sowas in Zukunft einfach kurz am Tag vorher besprechen.

Wenn das für Dich weiterhin nicht akzeptabel ist, müssen wir drei uns nochmal zusammensetzen und eine gemeinsame Lösung finden.

Nicht lange danach kam ihre lange Antwort, eine wirklich sehr liebe Mail, in der sie sich für den ungünstigen Zeitpunkt entschuldigte, und erklärte, warum es gerade jetzt hochkocht:

...
Ich weiss auch dass es nicht immer geht, mit der Arbeit, das verstehe ich gut, aber mir schien es einfach so sein, das es irgendwie selten passiert,das ich um 5 Frei habe, oder wenigstens seltener als ich erwartete... Jetzt meine ich das wirklich nicht schlimm, jetzt sag ich nur wie die Wirklichkeit aussieht - bevor ich gekommen bin, hast Du geschrieben, dass ich hab Frei, wenn Du nach Hause kommst, was meistens um 5 ist..und es ist eigentlich meistens NICHT um 5...

.. ich meine es ist normal, dass Du lässt nicht alles um 5 sein und kommst runter nur wegen mir, wenn ich dann sowieso wahrscheinlich bleibe, das wäre Sinnlos.. Und ich brauch jetzt wirklich keine grosse Veränderung, es war einfach heute früh zu viel (weil mir gestern und vorgestern und vorvorgestern :D schlecht war und diese Woche wollte ich auch etwas plannen - weiss DU, zumba, tanzen ubnd blablabla und auch wenn es abends ist - ... hab ich keine Sicherheit,dass ich das schaffe und deshalb hab ich erst während dieser Tage gesehen, dass mir das etwas erst wirklich ausmachen würde,wenn ich nicht früh frei habe - ich meine es ist aber auch okay, ich bin hier, damit ich au-pair bin, nicht damit ich meine hobbys mache... und jetzt versuche ich nur die Gründe erklären..oder nur sagen warum sehe ich das so und so..
...
Und ich bekam ein ganz schlechtes Gewissen, denn natürlich hat sie recht, sie braucht Zeit für sich, und vor allem muss sie ihre Zeit auch planen können. Mein Mütchen gekühlt, lief ich hinunter, um Sina eine Umarmung und Entschuldigung anzubieten. Wir kamen überein, dass ich ihre Termine in meinen Kalender mit aufnehmen werde. Ich kann weiterhin nicht jeden Tag pünktlich aufhören, aber dafür an "ihren" Tagen umso früher den Stift fallen lassen. Und so ist alles wieder gut.

Bis auf die Tatsache, dass meine Schwiegereltern für zwei Wochen bei uns wohnen und Sina sich heute morgen schon in mein Arbeitszimmer geflüchtet hat, um der Putzwut meiner Schwiegermutter zu entgehen. Aber das wird dann ein anderer Blogeintrag...


Jugendsprache

Gestern abend unterhielten wir uns über dies und das, als es plötzlich aus Sina herausplatzte, mit hoher Geschwindigkeit und ohne Punkt und Komma vorgetragen:

"Was ist 'krass', was ist 'Hammer' und wie schlimm ist das Wort 'Scheiße'?"

Ich glaube, zu Weihnachten kriegt sie das Original

Donnerstag, 13. September 2012

Das beste Au Pair der Welt

Zwei Tage vor unserem Urlaub fiel mir siedendheiss ein, dass die Kinder noch einige Bücher und CDs von der Stadtbücherei ausgeliehen hatten, deren Rückgabetermin natürlich in unsere Urlaubszeit lag. Frohgemut, dass ich noch rechtzeitig daran gedacht hatte, ging ich daran, die besagten Medien zusammenzusuchen. Nur wurde meine gute Laune schnell dadurch getrübt, dass ich eine Yakari-CD überhaupt nicht und von der Olchi-CD nur die Hülle fand. Nun hatte ich ja zwei Tage vor einem grossen Urlaub nichts anderes zu tun, also suchte ich fieberhaft stundenlang diese blöden CDs. Ohne Erfolg. Ich gab mich fürs erste geschlagen, verlängerte die Ausleihe, setzte mir eine Erinnerung in meinen Kalender und reiste ab.

Am Montag klagte ich Sina mein Leid. Genau wie ich war sie davon überzeugt, dass die CDs irgendwo in unserem Haus sein müssten, die laufen ja nicht einfach weg. Ich hatte mich aber damit abgefunden, sie erst bei unserem Auszug wiederzufinden und wollte der Bücherei das Missgeschick beichten und die Teile bezahlen. Da hatte ich aber die Rechnung ohne Sina gemacht! Sie setzte ihren ganzen Stolz darein, die CDs zu finden.

SMS von 14:18: Ich hab Yakari!
SMS von 15:03: Ich hab Olchis!

Hallelujah! Ich jauchze und frohlocke und denke mir: da sieht man doch mal, wie einem so ein Au Pair bares Geld spart! Sina ist doch die Beste.

Dienstag, 11. September 2012

Urlaubsfreuden und Mom Blogs

Wir sind wieder da! Der Urlaub war wunderschön. Die Kids überstanden die langen Flüge dank Deltas Entertainment-Center ohne allzugroße elterliche Belastung. Wir sahen haufenweise Elche, Hirsche, Rehe, Streifenhörnchen, Berge, Flüsse, Sand und viel weniger Menschen als bei uns. Wir trafen viele alte Freunde und ein paar neue und freuen uns schon auf das nächste Wiedersehen. Töchterchen erkletterte eine Wüste und fiel in einen Springbrunnen. Söhnchen erfand neue Lieder mit weltbewegenden Einsichten "La la la alte Autos sind nicht neu... la la la". Und durch die tonnenweisen neuen Eindrücke fühlte sich der Urlaub nicht wie drei Wochen sondern wie drei Monate an. Perfekt.

Doch als Sina uns am Flughafen abholte, da konnten der beste Ehemann und ich uns eines erleichterten Seufzers nicht erwehren. Nach drei Wochen das erste Mal, dass wir uns für 10 Minuten entspannt zurücklehnen konnten, ohne panisch die Köpfe unserer Lieben zählen zu müssen. So ein Au Pair, besonders so ein ausgeruhtes, hoch motiviertes, das hat schon was.

Und so zieht der Alltag wieder bei uns ein.

PS: Ich habe schon gefühlte 20 Jahre keine Brigitte-Zeitschrift mehr in die Hand genommen, um so erstaunter war ich, wie modern zumindest die Internet-Ausgabe daher kommt. Und jetzt gibts sogar eine Mommy-Blogger-Liste dort! Schaut mal rein, da sind viele interessante Blogs versammelt. Und wenn Ihr wollt, dürft Ihr natürlich mein Blog auch "herzen". Wenn nicht, nehm ich es natürlich auch nicht übel.BRIGITTE MOM BLOGS