Mittwoch, 7. Oktober 2015

Das glaubt mir ja doch keiner

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich der Welt erzaehlen moechte, wie absolut verrueckt und traurig unser Au Pair Abenteuer geendet hat. "Geendet", dass ich nicht lache, leider stecke ich immer noch, nach ueber zwei Jahren, mitten drin. Ein Ende ist nicht absehbar.

Aber auch wenn ich darueber am liebsten gar nicht mehr nachdenken moechte, so war die Intention dieses Blogs ja immer, dass sich andere Au-Pair-interessierte Familien informieren koennen und eine Idee bekommen, was so auf sie zukommen kann. Auch wenn es sich total abgedroschen und weithergeholt anhoert.

Also, langer Rede kurzer Sinn:

Die Person, die ich fuer ein Jahr in unsere Familie aufgenommen habe, der ich Geschenke gemacht, mit der ich Ausfluege unternommen, ihren Teenager-Dramen gelauscht, sie getroestet, mit ihr abends Karten gespielt, kurz alles gemacht habe, damit sie sich bei uns wohl und willkommen fuehlt - diese Person hat den ultimativen Vertrauensbruch begangen. Ganze 6 Wochen, nachdem wir nach Amerika gezogen waren (sie hatte uns mit einem Besuchervisum begleitet - ich wollte den Kindern den Uebergang erleichtern, aber auch ihr Gelegenheit geben, noch ein anderes Land sehen zu koennen. Wie bloed kann man sein?), fand ich heraus, dass mein Mann und sie eine Affaere hatten.

Von einem Tag auf den anderen war ich alleinerziehende Mutter, in einem fremden Land, ohne Familie, ohne meinen Freundeskreis. Der Mann, der 20 Jahre lang mein Partner, Vertrauter, Liebster, Bester Freund gewesen war, verwandelte sich ueber Nacht in einen Fremden mit eiskalten, toten Augen, der gar nicht schnell genug seinen Ehering abnehmen konnte.

Die Person selbst hat bis heute keinerlei Reue ueber ihr Verhalten gezeigt, ganz im Gegenteil hat sie sich, kaum dass sie aufgeflogen war, bitterlich bei einem Bekannten darueber beschwert, dass ich ihr die Kinder vorenthalte.

Offensichtlich geht ihr jegliches Mitgefuehl und auch jeglicher moralischer Kompass ab. Und das schlimme daran ist: da mein Ex weiterhin mit ihr (die ja nur 25 Jahre juenger ist) zusammenlebt, kann ich nicht verhindern, dass sie Umgang mit den Kindern hat. Stellt Euch das mal vor. Eine Person, zu der ich jegliches Vertrauen verloren habe, von der ich mittlerweile weiss, dass sie zu absoluter Verlogenheit und Gefuehlskaelte faehig ist, muss ich um meine Kinder nicht nur dulden, sondern ich muss ertragen, dass sie die Kinder durch die Gegend faehrt (mit einem Fuehrerschein, der gerade mal 3 Monate alt ist), sie alleine beaufsichtigt, und ihnen wer weiss was ueber ihre Mutter erzaehlt. Mal ganz davon abgesehen, dass die Kinder ertragen muessen, dass ihr Vater lieber mit ihrem ehemaligen Au Pair zusammen ist als mit ihnen.

Ich habe sehr versucht, die Kids soweit wie moeglich aus der Schusslinie zu nehmen. Solange die Scheidung lief, haben sie nicht gewusst, dass ihr Vater mit der Person zusammen lebt. Aber jetzt sehen sie die neue Wirklichkeit jedesmal, wenn sie dort sind. Und Kinder kriegen viel mit. Besonders meine Tochter leidet auch zwei Jahre nach seinem Auszug noch darunter. Und ich frage mich jeden Tag, welchen Einfluss es langfristig auf die Entwicklung meiner Kinder haben wird, dass ihr Vater voellig ohne Vorwarnung uns verlassen hat.

Ich weiss, meine Geschichte klingt wie eine Seifenoper. Glaubt mir, ich hab mich wochen-, nein, monatelang wie im falschen Film gefuehlt. Das konnte doch nicht wahr sein! Sowas passiert doch im wirklichen Leben nicht.

Leider doch.