Freitag, 19. Oktober 2012

Düstere Gedanken

Wenn man keine Probleme hat, dann erfindet man eben welche.

Nach diesem Motto scheint Sina manchmal zu leben. 

Nachdem die Schwiegereltern abgereist waren, wir erfolgreich diverse sechsbeinige Kreaturen bekämpft hatten und ich endlich endlich endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen konnte, kam meine Welt langsam wieder ins Lot. Dann kann ich auch aufrichtig Anteil nehmen an den Erlebnissen Anderer, zum Beispiel Sinas, die gerade ganz glücklich zur Tür hereinkommt, denn *trommelwirbel* sie hat sich verliebt!

So ein Ereignis muss natürlich ausführlich besprochen werden, und ich möchte alles wissen. Ich lausche begeistert ihrer Beschreibung des heutigen Nachmittags und freue mich, dass es ihr so gut geht und dass sie anscheinend einen sehr netten Jungen kennengelernt hat. Und dann sagt sie: "Weil ich heute so glücklich bin, will ich Dir eigentlich gar nicht sagen, was ich Euch gestern sagen wollte, aber eigentlich muss ich es sagen, obwohl es gar nicht mehr stimmt, von daher sollte ich es besser nicht sagen, aber Du weisst ja sowieso schon, wovon ich rede, oder?"

"Häh?" 

Nach einigem Hin und Her und meinem Schwören, dass ich wirklich keine Idee habe, worum es geht, sagt sie: "Also gestern war ich sicher, dass Ihr mich nicht leiden könnt aber zu nett seid, mir das zu sagen und daher wollte ich Euch vorschlagen, dass ich gehe, damit Ihr mir das nicht sagen müsst. Aber jetzt will ich nicht mehr weggehen, also sage ich das jetzt  nicht mehr."

"Häh?"

Kein Wunder, dass ich mich alt und abgeklärt fühle gegenüber soviel jugendlicher Emotionalität. Und so kann ich auch nicht umhin, ihr irgendwann, nachdem alle meine Beteuerungen, dass wir sie mögen, nichts fruchten, ihr zu erklären: "Sina, ich weiss, mit 20 hält man sich für den Mittelpunkt des Universums. Aber sei mir bitte nicht böse, wenn ich Dir erkläre: das bist Du nicht. Wenn ich mal schlechte Laune habe, dann ist das nicht automatisch wegen Dir, sondern vielleicht einfach, weil ich schlecht geschlafen habe. Oder vielleicht, weil es die Zeit im Monat ist. " Und dann gehen mir diverse Lichter auf... 

Vielleicht sollten wir als nächstes doch ein männliches Au Pair in Betracht ziehen?



2 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich bin stille Mitleserin und will diesen Beitrag mal kommentieren. Unser erstes Au Pair war ein Mädchen aus Südamerika. Zusammenfassend ist zu sagen, dass sie für unsere Tochter den Himmel auf Erden gezaubert hat, sie bis zum Äußersten verwöhnt hat und ich niemals Sorgen um das Kind hatte wenn ich gearbeitet habe (ich arbeite im Home Office / IT Branche und manchmal auch bei Kunden vor Ort). Da ich selber aber an sich schon nicht so ein "Mädchentyp" bin, hat die Gute mich im privaten/emotionalen/zwischenmenschlichen (eben ähnlich wie im Beitrag beschrieben und noch viel schlimmer) Bereich komplett überfordert bis hin zur Überlegung überhaupt nochmal ein Au Pair einzuladen. Wir haben jetzt ein männliches Wechsel Au Pair aus Mexiko für 4 Monate aufgenommen (eine andere, lange Geschichte :o) ) und ich bin so begeistert, dass unser nächstes Au Pair wieder ein Junge aus Mexiko sein wird.
    Wenn Du mehr Infos möchtest oder Fragen hast kann ich Dir gerne meine email Adresse zukommen lassen.

    Viele Grüße,
    ein nicht mehr so stille Mitleserin

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  2. Hallo und willkommen, liebe Mitleserin. Du hast für mich wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen, mit der Überforderung im emotionalen Bereich. Ich habe einfach keine Nerven für dieses Drama, vor allem, weil es ja für mich meist aus heiterem Himmel kommt. In guten Momenten denke ich mir, dass das eine gute Vorbereitung auf die Teenagerjahre meiner Kinder ist. :-)

    Ich würde mich freuen, wenn Du mir Deine Emailadresse schicken würdest, bin echt neugierig auf Deine Erfahrungen mit einem Jungen.

    Liebe Grüße,
    Franziska (franziska at rundmail punkt com)

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