Mittwoch, 29. Februar 2012

Mehr Selbstdarsteller

Ein Mädchen aus Italien schreibt in ihrem Profil:
Ich moechte neuen Erfahrungen sammeln, neuen Leute und eine neue Kultur kennenlernen. 

 Soweit, so gut, aber ihre Aufgeschlossenheit erstreckt sich nicht auf neue Technologien:
Ich habe kein skype, aber wenn Sie Sie brauchen das Gefühl können wir für ein Interview zu treffen, aber in Italien. 

Genau, ein bisschen Einsatz kann man ja von einer Hostmama erwarten, die hat eh viel zu viel Zeit, dann kann sie auch kurz nach Italien fahren, Skype ist da viel zu überschätzt. Da hat sie auch gleich die Möglichkeit, die Familia kennenlernen, Papa und die 6 grossen Brüder sowie diverse Onkel, und der Pate schaut auch noch vorbei...


Lobenswerte Eigenschaften sind ebenfalls Ehrlichkeit und Direktheit. Da fällt einem manche Entscheidung leichter. Hier die ehrliche und direkte Aussage einer Amerikanerin in ihrer ersten (und wohl auch letzten) Email an mich:
I saw that your son is allergic to some foods, I just want to check I will still be able to eat chocolate in your house because that is a total deal breaker! 



Mittwoch, 22. Februar 2012

Selbstdarsteller

Ich habe mittlerweile mein Profil in Aupair-world dahingehend angepasst, dass ich nun ein Mädchen ab September suche. Jetzt, wo ich das ganze wieder entspannter angehen kann, macht es wieder richtig Spass, die Profile der Au-Pair-Hopefuls zu durchforsten.

Dieses hier fand ich zum Beispiel sehr aufschlussreich:
XXX, bitte erzähle uns von dir und deinen Interessen
I am 5'7", and weigh about 135 lbs. I have brown hair and blue eyes. I am from Cleveland, Tennessee.

XXX, warum möchtest du als Au Pair arbeiten?
I will be graduating from Lee University in May with a degree in psychology.
Oookay... offensichtlich ist ein Abschluss in Psychologie nicht gleichbedeutend mit sozialer Intelligenz. Warum in aller Welt denkt sie, Gasteltern würden ihre Körpermaße interessieren?


Am anderen Ende des Spektrums gibts dafür das Super-Au-Pair:
I´m active and I love the outdoors.
I love traveling, learning new languages and getting to know people from different cultures and religions. I read, cook, bake, play and listen to music, go hiking, spend time outside, ride my horses, skate, snowboard, rockclimb, iceclimb, swim, lift weights, run, box, go out with friends, dance, laugh, study, take pictures and so on !
Da werd ich ja schon vom Lesen ganz ausgezehrt und kraftlos. Ja, und auch ein bisschen neidisch. Soviel Energie hatte ich nie, nicht mal in diesen undeutlich erinnerten Vor-Kinder-Tagen...

Dienstag, 21. Februar 2012

Das böse Wort: Verpflichtungserklärung


Update: Aupair-World hat seit letztem Jahr doch ihre Hilfeseiten überarbeitet. Jetzt gibt es einen Verweis auf die Verpflichtungserklärung und auch einen Hinweis, eine Abschiebeversicherung abzuschliessen: http://www.aupair-world.net/index.php/au_pair_program/germany/family/safety




Während die Post den unterschriebenen Vertrag von A nach B befördert, möchte ich mich zum Thema "Verpflichtungserklärung" auslassen. Obwohl ich ja dachte, kein AuPair-Greenhorn mehr zu sein, hörte ich das Wort im Zusammenhang mit Au Pair vor 3 Wochen das erste Mal, als Lilits Papiere hier bei der Ausländerbehörde vorlagen. Ich war ziemlich verblüfft, hatten wir dies doch bei T.s Visumsprozess nicht gebraucht, und auf Aupair-world.net hatte ich auch keinen Verweis darauf gefunden. Dr. Google klärte mich dann darüber auf, dass Argentinien eins der Länder ist, die von der Verpflichtungserklärung ausgenommen sind (Liste unten). 

Worum gehts dabei? Nun, man unterschreibt, dass man für alle Kosten, die der öffentlichen Hand durch das Au Pair entstehen, haftbar gemacht werden kann. Man denkt sich, erstmal kein Problem, eine Kranken- und Haftpflichtversicherung schliesst man ja für das Au Pair sowieso ab, also hält sich das im Rahmen.

ABER: die Übernahmeerklärung gilt nicht nur für den vertraglich vereinbarten Zeitraum, sondern bis das Au Pair ausreist oder sein Aufenthaltsstatus geändert wird (also ein neues Visum erteilt wird). Sollte das Au Pair die Familie verlassen und untertauchen, vielleicht sogar noch schwanger werden, dann kann das richtig teuer werden. Und die Erklärung kann man auch  nicht widerrufen. Siehe auch hier: Link zum Merkblatt Verpflichtungserklärung

Im Nachhinein bin ich ziemlich erleichtert, dass Lilits Visum abgelehnt wurde. Ich hatte ihr damals erklärt, was wir da unterschreiben müssen:

One thing I would like to tell you: we had to sign a paper that we will be liable for all expenses you might occur for public institutions. Of course, we are aware and will setup a health insurance for you etc, but the thing is, that we also will be held accountable if you should decide not to go back to Armenia, but stay in Germany illegally. Of course, this would be very expensive, we would have to cover everything and it could likely ruin us financially. So please tell me you do not plan to do that :-). 

Ihre Antwort dazu beruhigte mich nicht wirklich:
At your letter you talk about my illegaly staying in Germany...you know it is not such an easy thing.And no one can't say how long you can live alone,far away from family,from friends in another country....They haven't any reason ask me for that,that I will  stay in Germany.They can't prove that Aupair only is a excuse for me.

Ich glaube, von nun an suchen wir Mädchen aus den folgenden Ländern:


Andorra
Argentinien
Australien sowie Kokosinseln, Norfolkinseln, Weihnachtsinsel
Belgien
Brasilien
Brunei
Bulgarien
Chile
Costa Rica
Dänemark
El Salvador
Estland
Finnland
Frankreich einschließlich Französisch-Guayana, Französisch-Polynesien, Guadeloupe, Martinique, Neukaledonien, Reunion, St.Pierre und Miquelon
Griechenland
Guatemala
Honduras
Irland
Island
Israel
Italien
Japan
Kanada
Korea (Republik Korea)
Kroatien
Lettland
Litauen
Luxemburg
Malaysia
Malta
Mexiko
Monaco
Neuseeland einschließlich
Cookinseln, Niue,
Tokelau
Nicaragua
Niederlande einschließlich
Niederländische
Antillen
Norwegen
Österreich
Panama
Paraguay
Polen
Portugal einschließlich Macau
Rumänien
San Marino
Schweden
Schweiz und Liechtenstein
Singapur
Slowakische Republik
Slowenien
Spanien einschließlich Spanische Hoheitsgebiete in Nordafrika (mit Ceuta, Melilla)
Tschechische Republik
Ungarn
Uruguay
Venezuela
Vereinigte Staaten von Amerika einschließlich Amerikanische Jungferninseln,
Amerikanisch-Samoa, Guam, Puerto Rico
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland sowie Kanalinseln, Insel Man und Bermuda
Zypern


Für Au pairs aus diesen Ländern müssen Sie als Gastfamilie KEINE Verpflichtungserklärung abgeben, für Au pairs aus allen anderen Ländern aber schon:

Stand: 23.06.2009, Quelle: Merkblatt Hinweise zu Verpflichtungserklärungen nach §§ 66, 67 und 68 des Aufenthaltsgesetzes zu Besuchs- und Geschäftsaufenthalten und Visumsverlängerungen der Ausländerbehörde Siegburg

Donnerstag, 16. Februar 2012

Yippie!

Ich komme gerade von meinem Skype-Gespräch mit S. Auf dem Foto sah sie älter aus, in echt sieht man ihr die jugendlichen 19 Jahre schon an. Aber mein guter Eindruck hat sich bestätigt. Sie spricht auch schon richtig schön Deutsch, natürlich fehlt ihr das Vokabular, aber die Basis ist sehr gut vorhanden. In der Hinsicht sehe ich keine Probleme.

Sie hat einen 5-jährigen Bruder, kennt sich also mit kleinen willensstarken Dr-Jekyll-Mr-Hydes aus, ein nicht zu unterschätzendes Plus. Sie hat eine Studentenwohnung, ein gutes Zeichen von Selbständigkeit.

Falls sie es sich also nicht über Nacht noch anders überlegt, dann fängt sie in gut 2 Wochen bei uns an! Könnt Ihr alle den Stein hören, der mir grad vom Herzen plumpst?

Es ist schon lustig, welche Wendungen das Leben so nimmt. Da kann man richtig philosophisch werden. S. hat mir erzählt, dass sie sich eigentlich schon entschieden hatte, doch weiterzustudieren, sie hätte sich nur nochmal bei Aupair-World angemeldet, um ihren Account aufzuräumen und sich abzumelden. Aber dann wäre ihr meine Nachricht untergekommen. Die Nachricht, die ich fast nicht geschrieben hätte, weil ich annahm, dass sie bereits vergeben wäre, nachdem sie bereits über 50 Bewerbungen erhalten hatte. Übrigens meinte sie noch, dass die deutschen Familien viel nettere Nachrichten schicken würden als die englischen. Interesting.

Und zu guter Letzt ist T. auch entspannt und fröhlich aus ihrem Urlaub zurückgekommen. Absence makes the heart grows fonder ;-). Sie hat heute nicht nur das Wohnzimmer aufgeräumt und die Küche geputzt, sondern abends sogar noch mit uns gegessen und mit den Kindern getobt. Da möchte man sie gar nicht mehr weglassen...

Mittwoch, 15. Februar 2012

Schlusswort Lilit

Und so sieht die offizielle Ablehnung eines AuPair-Visumantrags aus:


Licht am Ende des Tunnels

Noch ist nichts definitiv, aber ich habe grosse Hoffnung, dass es mit dem tschechischen Mädchen was wird. Ich hab sie nach ihren Lesevorlieben gefragt, und sie antwortete unter anderem mit "Der Meister und Margarita" von Bulgakow. Damit ist sie der einzige Mensch, den ich persönlich kenne, der das Buch gelesen hat und auch noch gut findet! Wenn das kein gutes Omen ist. Morgen wollen wir skypen und dann fällt hoffentlich auch gleich eine Entscheidung.

Apropos Skype: ich fühl mich fast wie bei einem Date. Was ist, wenn sie mich für total uncool und alt hält und deswegen nicht zusagt? Eigentlich bräuchte ich dringend vorher einen Friseurtermin! Und ein bisschen Wellness gegen die Augenringe! (Da gibts doch jetzt dieses tolle Sauna-Zimmer ...)

Aber mal im Ernst, dieses Aupair-Suchen erinnert mich schon an früher. Viiiieel früher, als ich noch zu haben war. Damals fand ich es auch nur furchtbar, wenn einer erst Interesse bekundet, um einen dann schön hängen zu lassen und weich zu kochen. Damals hatte man es ja noch nicht so mit Email und Facebook, also Online-Status stalken ging nicht, man sass halt ewig vorm Telefon und ärgerte sich, weil er nicht anrief.

Und das ist mit vielen der Mädels ganz ähnlich, sie pingen einen an, man schreibt zurück, natürlich versucht man, auf ihr Profil einzugehen, nicht nur eine Standard-Reihen-Antwort abzuliefern, und dann kommt - nix. Anstrengend ist das!

Montag, 13. Februar 2012

Angebot und Nachfrage

Das Feld lichtet sich. Die Agentur hat mir abgesagt, weil ihr einziges Wechsel-Aupair in eine größere Stadt möchte. Von den anderen Wechsel-Aupairs, die ich direkt angeschrieben habe, meldeten sich zwei zurück, seitdem Funkstille.


Mein Eindruck ist, dass zumindest in www.aupair-world.net die Familien die Aupairs überwiegen. Es gibt wahnsinnig viele Familien, die aktiv auf der Suche sind. Die Profile werden nach Login-Datum sortiert. 5 Minuten nach meinem letzten Login ist unser Profil schon wieder auf Seite drei gerutscht. Ausserdem finde ich interessant, dass Mädchen mit einem leeren Profil, ohne jegliche Information, schon 6 Eingangsnachrichten haben. Verzweifelte Situationen erfordern wohl verzweifelte Massnahmen.


Aber obwohl ich es mir eigentlich nicht leisten kann, bin ich trotzdem noch picky. Ich mag es einfach nicht, wenn die erste Antwort-Mail auf meine freundliche Anfrage so aussieht:

Hallo Franziska, 


wo wohnt ihr genau? Kannst du über euer Familie schreiben? 
Und möchte ich wissen, 
- wie viel Taschengeld bekomme? 
-kann ich in die Sprachschule gehen? 
-wer bezahlen die Sprachschule? 
habe ich eigene Zimmer (mit Bad, Internet?....) 


Ich warte auf deine Antwort. 


Da hilft auch das "Liebe Grüße" am Ende nicht mehr. Es sind ja durchaus valide Fragen, aber muss man gleich so mit der Tür ins Haus fallen? Dabei muss man ja schon froh sein, wenn man überhaupt eine Antwort bekommt.


Gottseidank gibts auch noch andere. Ein Mädchen hat mir eine wirklich nette, lange Email geschrieben, allein der letzte Absatz ist ein Traum:


So, one more time I must say THANK YOU for your 
message and if you are still interested in me, I would be 
very very glad if you wrote me back and ask anything 
you need. Say hello from me to hole family and have a 
nice day. 



Da schreit mein Bauch geradezu: "Nimm sie, nimm sie!" Allerdings könnte sie nur bis August... es is halt a Kreiz...



Sonntag, 12. Februar 2012

Lilit und die Wahrheit

Das ganze Wochenende haben wir EU-Au Pair-Hopefuls kontaktiert (da diese ja kein Visum brauchen, könnten sie kurzfristig zur Verfügung stehen), haben Au Pairs angeschrieben, die bereits in Deutschland sind, aber wechseln wollen, und haben uns bei einer Agentur gemeldet. Bis jetzt noch kein wirklich greifbares Ergebnis. Okay, okay, sind ja auch erst 2 Tage, aber es scheint mir doch, dass die Nachfrage größer ist als das Angebot. Wir hatten wohl mit T. richtig richtig Glück, dass wir uns so schnell gefunden haben.

Tja, und die Sache mit Lilit gestaltet sich immer merkwürdiger. In ihrer letzten Mail behauptet sie, das Visum wäre aufgrund eines Vertragsfehlers abgelehnt worden, ich solle eine ominöse Gruppe in unserem Parlament kontaktieren, die würden sich solcher Fälle annehmen und ausserdem möchte sie meine Mobiltelefonnumer. Hmmm. Letztere kriegt sie erst mal nicht. Ersteres stimmt definitiv nicht. Die Botschaft wollte mir zwar aus Datenschutzgründen keine Einzelheiten nennen, hat aber konkret geschrieben, dass mit meinen Unterlagen alles in Ordnung war. Und soweit ich weiss, gibt es keine Lobby im Bundestag für abgelehnte Au Pairs.

Das ganze hat ein "Geschmäckle", wie der Schwabe so schön sagt. Es ist schwer, das auf die Ferne einzuschätzen. Ich habe mir nochmal ein paar von Lilits früheren Emails angesehen, die waren ganz normal, sie freut sich riesig, sie zeigt die Fotos unserer Kids ihren Freunden, etc etc. Sie hat eine wirklich liebe Weihnachtskarte geschickt und ihr Weihnachtsgeschenk an die Kids war sehr gut ausgesucht (armenische Märchen auf Deutsch). Nur hatte ich schon die letzten Wochen den Eindruck, der Enthusiasmus war eher nicht da, sie hat sich nur gemeldet, wenn ich sie angeschrieben habe, und eine richtige Konversation kam nicht zustande. Naja, ich werde wohl nie wissen, wie ehrlich sie es meinte.

Freitag, 10. Februar 2012

Waaaah

Ich habe ja die Theorie, dass immer, wenn man ein Blog anfängt, passenderweise schlimme Dinge passieren, damit man was zum Schreiben hat.

Diese Theorie hat sich gerade wieder bestätigt. Eigentlich wollte ich heute einen Artikel über den Visumsprozess verfassen, den wir gerade für unser zweites Au Pair Lilit aus Armenien durchlaufen. Aber vor 10 Minuten erhielt ich den Anruf, dass die Botschaft das Visum ablehnen wird, weil Lilit nicht glaubhaft machen konnte, warum sie als Au Pair arbeiten möchte. Sie haben den Verdacht, dass sie das Visum nur will, um nach Deutschland zu kommen.

Und nun??? Es bleibt spannend, wie immer bei uns.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Der Beginn

Heute bin ich auf ein interessantes Blog einer Au Pair Gastfamilie gestossen. Beim Lesen musste ich oft lachen und nicken, und ein paarmal dachte ich "also geht es anderen auch so!" Wir erleben gerade das Ende vom Anfang, also die letzten Aufenthaltstage unseres ersten Au Pairs. Und auch wir können eine ganze Menge erzählen!

Unser AP kommt aus Argentinien. Wir haben uns über aupair-world.net kennengelernt, eine Website, bei der Gastfamilien und AP-Kandidaten sich direkt finden können, ohne eine zwischengeschaltete Agentur. Als ich von dieser Webseite erfuhr, war ich gleich begeistert. Mir war der Gedanke, von einer Agentur ein Mädchen ausgesucht zu bekommen, die dann eines Tages als Wildfremde vor meiner Tür steht, immer suspekt. Und als ich doch einmal bei einer lokalen Agentur anrief, erzählte mir die Besitzerin gleich, dass wir als Gastfamilie nicht in Frage kämen, da wir ja beide voll berufstätig sind, und das wäre doch zuviel für so ein armes Au Pair.

Nach diesem Fiasko hatte ich den Au Pair Gedanken eigentlich beerdigt, doch dann empfahl ein Kollege mir aupair-world.net. Ausserdem passten auch die Familienumstände, unsere beiden Kinder waren 2 und 5, besuchten beide den Kindergarten, so dass die 30 Arbeitsstunden des Au Pairs die benötigte Zeit auch abdecken würden.

T. war eine der allerersten Kontakte, die ich dort knüpfte. Zwischen uns "klickte" es von Anfang an. Ich hatte in unserem Profil angegeben, dass mein Sohn unter Nahrungsmittelallergien leidet. Von den vielen Mädels, die mich kontaktierten, sprachen mich gerade mal zwei darauf an, eine davon T. Ausserdem schrieb sie perfekt Englisch und zwischen uns entwickelte sich ein reger Emailverkehr. Als ich sie am Frankfurter Flughafen abholte, war keine Fremdheit zwischen uns - die 4-stündige Rückfahrt redeten wir non-stop.

Aber wie AupairFamilieNRW so schön beschreibt, gibts halt die Honeymoon-Phase, die Dreimonatskrise usw, und wir hatten das alles auch. Nur schade, dass ich ihr Blog erst jetzt gefunden habe! Wir haben zwar diese Phasen auch aus eigener Kraft überwunden, aber vielleicht hätte ich mehr über den Dingen stehen können?

T. ist mittlerweile 11 Monate bei uns. Sie wird uns in 3 Wochen verlassen, etwas eher als geplant, da ihre Mutter schwer krank geworden ist. Wir sind traurig, sie ziehen zu lassen, aber freuen uns ehrlich gesagt auch auf ein neues Familienmitglied.

In vielem ist T. ein sehr gutes, nahezu perfektes Au Pair. Sie ist zuverlässig, vertrauenswürdig, lustig, erledigt ihre häuslichen Aufgaben und geht gut mit den Kindern um. Sie hat sich mit Hingabe in den Ernährungsplan vom Sohnemann eingearbeitet. Sie hatte nie Interesse an Männerbekanntschaften! Sie spricht perfekt Englisch und ihr anfänglich holperiges Deutsch hat sich sehr gebessert. Sie kocht gut. Sie hat mir einen wunderschönen Geburtstagsmorgen bereitet, mit hübsch angezogenen Kindern, festlich gedecktem Tisch, Luftballons und Torte. Das werde ich ihr nie vergessen.

Aber. Es gibt halt immer was zu meckern, nicht wahr? Vielleicht wissen wir sie auch nicht richtig zu schätzen und brauchen da erst den Vergleich zu anderen Au Pairs? Oder vielleicht ist es der Abnutzungseffekt, der nach einem Jahr engen Zusammenlebens auftritt? Es gibt halt ein paar Sachen, die uns nerven oder die wir schade finden.

Sie skyped jeden Abend bis spät in die Nacht nach Hause, nach Argentinien. Sie lebt mehr in der argentinischen Zeit als in unserer. Das bedeutet unter anderem, dass sie fast nie mit uns zu Abend isst, sondern gegen neun aus ihrem Zimmer kommt, sich was brutzelt und dann mit einem Teller in ihr Zimmer verschwindet. Wir hätten uns gewünscht, dass sie mehr am Familienleben teilnimmt, oder dass sie in Deutschland Freunde findet. Aber laut dem oben genannten Blog ist das wohl jetzt eher die Norm, dass die Mädels ihr zu Hause nicht loslassen können und sich nie wirklich auf Deutschland einlassen. Schade.

Sie ist trotz ihrer Jugend der wohl unflexibelste Mensch, den ich kenne. Jede Änderungsanfrage wird erstmal mit einem mürrischen Gesicht und meistens einer merkwürdigen Ausrede abgeschmettert. Wenn ich darauf beharre, gibt sie oft nach und fängt sich nach einiger Zeit dann auch wieder. Aber man überlegt sich halt schon zweimal, ob man eine Bitte äussert. (Und wir kommen ihr wirklich in sehr vielen Dingen entgegen - es ist ja immer ein Geben und Nehmen.)

Sie beaufsichtigt die Kinder, sie tobt oder tanzt auch mit ihnen, liest mal vor, geht raus usw, aber richtig mit ihnen spielen, das passiert eigentlich nie. Da das auch meine eigene Schwachstelle ist, mir fehlt da oft die Phantasie, hatte ich gehofft, dass ein Mädchen, das altersmässig einfach näher an der Kindheit ist, selbst auch noch Freude am Spielen hat. Sei es ein Brettspiel mit unserer Grossen, oder Puzzeln mit dem Kleinen - Fehlanzeige.

Trotz alledem: wenn ich so darüber nachdenke, T. hat es uns in vielen Dingen leicht gemacht. Durch unseren guten Draht zueinander und ihre offene, ehrliche Art konnten wir auch schwierige Themen ansprechen. Wir konnten uns gegenseitiges Grummeln immer verzeihen :-). Ich musste mir nie Sorgen um unsere Kinder machen, wenn sie bei ihr waren. Ich hoffe, wir bleiben in Kontakt, ich bin schon sehr neugierig, wie es bei ihr weitergeht. Sie studiert Theater- und Filmwissenschaften in Buenos Aires, nicht gerade ein Studium mit blendenden Zukunftsaussichten.

Jetzt überlege ich, was wir ihr zum Abschied schenken können? Zu Weihnachten hab ich ihr bereits einen Fotokalender mit denkwürdigen Schnappschüssen ihres Aufenthalts hier geschenkt, also Mementos haben wir abgehakt. Ihr Interesse an deutscher Kultur geht gerade eher gegen Null, aber vielleicht freut sie sich ja über deutsche Popsongs, wenn sie wieder in Argentinien ist?