Montag, 29. Oktober 2012

Ich bin sauer!

Diese Woche weilt mein Au Pair im Urlaub.

Ohne dass ich vorher darüber Bescheid wusste.

Ohne dass sie überhaupt noch Urlaubstage hat.

Das einzige, was ich zu ihrer Entschuldigung vorbringen kann, ist die Tatsache, dass der Beste Ehemann diese Woche Urlaub hat und wir sowieso ab Donnerstag ins lange Wochenende fahren. Es handelt sich also nicht um eine organisatorische Katastrophe.

Trotzdem.

Trotzdem finde ich es ein unmögliches Verhalten, dass sie verreist und mich bewusst in dem Glauben lässt, sie fahre nur übers Wochenende weg. Und nicht nur mich, auch den Kindern sagte sie nichts davon. Dem Besten Ehemann, der sie netterweise zum Zug fährt, wurde erst klar, dass sie eine ganze Woche weg ist, als es darum geht, wann er sie abholen soll.

Das ganze hat natürlich eine Vorgeschichte. Unsere Kinder sind mittlerweile gross genug, um regelmässig durchzuschlafen, daher trafen wir uns letzte Woche Donnerstag früh alle ziemlich geädert am Frühstückstisch, nachdem Söhnchen nachts mehrmals wach geworden war und einmal wir sogar das Bett komplett frisch beziehen mussten. Wohlgemerkt, solche nächtlichen Tätigkeiten verrichtet Sina nicht, aber sie kriegt es mit, weil ihr Zimmer direkt neben dem Kinderzimmer liegt. Wie gesagt, so eine Nacht ist mittlerweile ungewöhnlich, daher redeten der Beste Ehemann und ich beim Frühstück darüber, ob Söhnchen krank würde, kamen dann aber überein, dass er in den Kiga gehen kann. Sina warf mir einen mürrischen Blick zu. "Wenn er zu Hause bleibt, wer kümmert sich dann um ihn?". "Naja, ähm... Du?" Sie war not amused. "Das stand aber nicht im Vertrag!"

Ich atmete tief durch. "Sina, natürlich hat man genau deswegen ein Au Pair, um gerade solche Situationen flexibel abfangen zu können. Aber wir sind alle unausgeschlafen und haben alle schlechte Laune, lass uns das jetzt nicht besprechen." Ausserdem warf ich einen bedeutungsvollen Blick auf die Kinder, denn eigentlich weiss Sina, dass wir Grundsatzdiskussionen nicht vor den Kindern führen. Trotzdem fing sie wieder an: "das finde ich nicht okay.."

"Sina, nochmal, lass uns das später besprechen."

"Aber..."

Jetzt wars genug, meine Geduld erschöpft. "Sina, es reicht!"

Der Beste Ehemann brachte beide Kinder weg, unser Au Pair verschwand in ihrem Zimmer, um sich ihrem Schönheitsschlaf hinzugeben, und ich begann mit meiner Arbeit. Wie gerne würde ich mich auch morgens nochmal hinlegen! Zwei Stunden später rief der Kindergarten an, ich möge Söhnchen bitte abholen. Da mein Au Pair immer noch friedlich schlummerte, liess ich also meinen Stift fallen, sauste zum Kiga, holte Söhnchen, und brachte ihn ins Bett.

Nachmittags herrschte Funkstille zwischen uns, wir beredeten nur das Nötigste. Aber auch am nächsten Tag nahm ich Rücksicht auf Sina. Freitag vormittag geht sie normalerweise zum Line Dance Kurs, und obwohl sie anbot, zu Hause zu bleiben, schickte ich sie los, ich würde das mit Hilfe vom Babysitter Fernseher schon irgendwie hinkriegen. Ich Optimist. Gottseidank habe ich verständnisvolle Kollegen, die nichts dagegen hatten, mir am Telefon dabei zuzuhören, wie ich Söhnchen vorsang, während ich über sein fieberheisses Köpfchen strich.

Am Nachmittag sagte mir Sina, dass sie gern am Wochenende zu einer Freundin fahren wolle. Wir klärten, wann ich mit der Arbeit aufhören müsse, damit sie noch packen könnte, und als sie das Haus verliess, wünschte ich ihr noch ein schönes Wochenende. Nur um später vom Besten Ehemann zu erfahren, dass sie länger wegbleibt. Den Kindern hatte sie es übrigens auch nicht gesagt.

Offensichtlich fühlt sich unser Au Pair ausgenutzt oder überfordert oder ungeliebt, was weiss ich. Dass wir uns um sie kümmern, ihr zuhören, mit ihr bis spät in die Nacht ihre geliebten Brettspiele spielen (obwohl mich mein Bett sooo sehr ruft), alles egal. Dass wir jedesmal, aber wirklich jedesmal, uns erkenntlich zeigen, wenn sie mehr machen muss, zum Beispiel in den Ferien, alles verdrängt. Aber keine Sorge, ich werde sie daran erinnern, wenn sie wieder kommt. Daran, dass wir ihr Inliner geschenkt, die Hälfte ihres zweiten Sprachkurses bezahlt, einen Ausflug nur mit ihr (inklusive Konzertticket, Übernachtung und CD) organisiert haben. Das wir nie auch nur andeuten, dass sie ersetzen muss, was sie zu Bruch gehen lässt (und das ist viel!)  

Ehrlich gesagt, ich bin gerade diejenige, die sich ausgenutzt und enttäuscht fühlt. Das hier scheint so eine Situation zu sein, wo immer mehr mehr mehr erwartet wird, egal wieviel man gibt.

Gerade habe ich auf Au Pairs wirklich keine Lust mehr.







2 Kommentare:

  1. Ich muss gestehen, dass ich deine Geduld bewunder, mit der du bislang mit Sina zurecht gekommen bist.
    Gut, sie ist jung und wie viele junge Menschen heutzutage offenbar nicht damit groß geworden, zu sehen, was zu tun ist und sich verantwortlich zu fühlen.
    Aber ihr Verhalten ist dreist und rücksichtslos.
    Und nebenbei bemerkt: Nicht nur, dass du ihr bereits mehrfach gesagt hast, dass du vor den Kindern keine Grundsatzdiskussionen führen willst: Darauf könnte sie schon selbst kommen, dass man einem kleinen kranken Kind nicht das Gefühl geben sollte, eine Anstrengung und im Weg zu sein.
    Ich bin da beim Lesen fassungslos. Sie macht doch keinen unverbindlichen Schnuppertag in einem Betrieb, sondern ihr habt sie vertrauensvoll in die Familie aufgenommen.
    Wenn sie Dienst nach Vorschrift machen will und pünktlich Feierabend, kann sie das ja in einer Firma und der Gewerkschaft probieren, aber nicht auf eure Kosten. In Notsituationen (wie Krankheit) muss man sich halt auf ein Aupair verlassen können. Wie auf ein Familienmitglied eben.

    Vermutlich ist das leider oft so, dass man einem Aupair noch beim Erwachsenwerden helfen muss. Dass man sich also nicht einfach eine Entlastung und Hilfe ins Haus holt, sondern auch eine zusätzliche Aufgabe, die man selbst bewältigen muss...

    Liebe Grüße!
    Christine


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  2. Ich bin gespannt auf ihre Reaktion wenn sie zurückkommt. Unser Au Pair hatte nach 7 Monaten keine Lust mehr, sie hat dann solche sachen gebracht damit wir sie nach Hause schicken und ihr den Flug bezahlen um sie loszuwerden. Wir haben uns darauf geeinigt dass sie noch 1 Monat bleibt und dann selber abreist. Der Monat war doof und wir waren froh dass sie weg war. Danach hatten wir auch keine Lust mehr auf ein Au Pair, auch mit 3 kleinen Kindern nicht.

    Ich wünsche Dir gute Nerven!!

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