Donnerstag, 19. Juli 2012

Abgeschoben

Der heutige Eintrag hat nur indirekt was mit dem Aupair-Thema zu tun. Warum braucht eine Familie ein Au Pair? Meistens, weil beide Elternteile arbeiten wollen. Und vielleicht nicht nur "arbeiten", sondern sogar, oh Schreck, Karriere machen möchten?

Ich arbeite bei einem grossen amerikanischen Unternehmen, das in Deutschland viele Standorte hat. Und obwohl Diversity ein festgeschriebenes und hehres Ziel der Unternehmensführung auch hier in Deutschland ist, so sieht es zumindest an unserem Standort mit der praktischen Anwendung eher mau aus. Versteht mich nicht falsch, es arbeiten eine ganze Anzahl Frauen dort, und es wird auch eifrig um weibliche Studenten geworben. Nur spiegelt unser Management den deutschen Frauen-Durchschnitt in den Vorstandsetagen sehr gut wieder. Es gibt genau eine Managerin bei uns.

Immerhin ist die Zahl der in Vollzeit arbeitenden Mütter um 100% gewachsen, eine Kollegin ist nämlich gerade aus Finnland zurückgekehrt.

In Amerika ist die Situation völlig anders, wie mir gestern wieder mal vor Augen geführt wurde. In einem Meeting lernte ich zwei Amerikanerinnen kennen, beide in Top Management Positionen, beide Mütter.

Am Ende, als sie sich bereits verabschiedet hatten, saßen der Rest der Anwesenden noch zusammen und diskutierten die Situation von arbeitenden Müttern. Und was sagt da eine der Studentinnen?

"Kleine Kinder, die mit grad mal einem Jahr noch an der Flasche hängen, die werden dann abgeschoben in die Kinderkrippe..."

Und nein, ich bin nicht explodiert.

Ich habe sie ganz cool angelächelt und gesagt: "Weisst Du, arbeitende Mütter hören das Wort 'abgeschoben' in diesem Zusammenhang gar nicht gern."

Deutschland, Du hast noch einen weiten Weg vor Dir.

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